Drei Learnings aus 2020

Eigentlich wollte ich 12 Learnings schreiben, oder 10, oder 20 – irgendwas Ästhetisches für eine attraktive Überschrift 🤷🏻‍♀️ Bei meinem persönlichen Jahresrückblick habe ich aber gemerkt, dass es eigentlich drei große Themen sind, die sich durch 2020 durchgezogen haben; und ich denke, über diese drei großen Themen zu sprechen ist für euch Leserschaft gehaltvoller als ein Dutzend losgelöster Mini-Tipps.

Nr 1: Workshops > Freelancing

Am Anfang des Jahres hatte ich noch verschiedene Tätigkeiten im Kalender, die mehr oder weniger zum klassischen Freelancing zählen: Webdokus erstellen, Podcastfolgen schneiden, bei Online-Lernprogrammen als Technik- und Didaktiksupport dabei sein. Ab Mai hat sich das reduziert und mein Fokus lag stattdessen auf Workshops. Oh boy, war das ein Unterschied! Ich mache einen Plan, schreibe ein Angebot, führe den Workshop durch – alle sind happy und ich muss nur noch meine Rechnung schicken. Bei Freelance-Tätigkeiten ist die Abrechnung immer komplizierter, es gibt viel mehr Kommunikation mit den Auftraggeber*innen und es fällt mir auch schwerer, mich für diese Tätigkeiten an den Schreibtisch zu setzen.

Also einfach keine Freelance-Aufträge mehr annehmen? Naja, das ist leichter gesagt als getan. Ein Projekt, das im 2. Halbjahr viele Ressourcen gefressen hat (und jetzt Gott sei Dank abgeschlossen ist!) wurde bereits im Frühjahr angefragt. Da wusste ich ja noch gar nicht, wie sich das Ganze entwickelt. Auch wenn die Tätigkeit an sich (Menschen interviewen und daraus Texte schreiben) Spaß gemacht hat und die Leute, mit denen ich Kontakt hatte, alle super freundlich waren – einen fetten Ordner mit drölf Dateien und Korrekturschleifen werde ich nicht vermissen.

Für 2021 gilt also endgültig: Keine Freelancing-Sachen mehr! Entweder Anfragen passen in ein Workshopformat, oder sie passen nicht zu mir. Fertig.

Nr. 2: Alles ist online, online ist alles

Ja gut, das hier kommt nicht überraschend, oder? Ich konnte nicht nur meine eigentliche Tätigkeit (Kommunikationsworkshops) problemlos digitalisieren, sondern wurde aufgrund meiner langjährigen Erfahrung mit Online-Formaten auch zu diesem Meta-Thema angefragt. Für verschiedene Organisationen und sogar meine Uni habe ich also Online-Fortbildungen über Webinare, Online-Workshops und Digitale Lehre gehalten. Hat mir sehr viel Spaß gemacht und mir vor allem das gute Gefühl gegeben, (a) den Lehrenden die Unsicherheit zu nehmen und (b) zu Lehrveranstaltungen beizutragen, die nicht nur aus „Vorlesung-per-Zoom“ bestehen.

Da ich vorher viel herumgereist bin, hat die Umstellung auf 100% online mir plötzlich viel mehr Raum gegeben. Wo die Reisezeit wegfällt, kann ich entweder mehr Aufträge annehmen, oder das Vakuum mit neuen Projekten (didn’t cancel; went digital) füllen. (Ja theoretisch hätte ich auch einfach chillen können, aber that’s not how we roll over here.) Dementsprechend sind meine Online-Workshops profitabler UND weniger stressig. Werde ich wieder Präsenz-Workshops anbieten, wenn Corona vorbei ist? Ganz ehrlich, wenn es nach mir geht, würde ich gerne zu 90% weiter online arbeiten und nur zu besonders coolen Konferenzen oder spannenden Orten anreisen. Aaaaaber leider sind in meiner Branche viele Entscheider*innen präsenzverliebte Boomer, deshalb muss ich die nächsten Monate abwarten, wie die Akzeptanz sich entwickelt.

Übrigens habe ich auch mehreren Einzelpersonen geholfen, (Online-)Workshop zu konzipieren, und das hat mega viel Spaß gemacht. Hit me up bei Interesse. (B2B only)

Nr. 3: Zeit als Ressource

Anfang des Jahres hatte ich den Wunsch geäußert, 2020 eine Praktikantin oder studentische Hilfskraft einstellen zu können. Der Workshopboom im Sommer und Herbst hat dann dazu geführt, das verwirklichen zu können. Seit September arbeitet Leonie an meinen Projekten mit. (Das kann man genauer im September-Recap nachlesen.)

Diese knapp 30 Stunden im Monat sind Gold wert. Ich kann damit Dinge an Leonie abgeben, die ich sonst selber machen würde (z.B. Podcastfolgen schneiden, Grafiken erstellen, Recherchen) und damit mehr Zeit für bezahlte Aufträge oder neue Projekte schaffen. Oder ich kann Aufgaben abgeben, die als wichtig empfand, aber nie gemacht habe (z.B. Podcastfolgen transkribieren und daraus Blogposts machen – hasse Transkription einfach zu sehr).

Ich kann allen Selbstständigen, die sich das Startinvestment leisten können (siehe oben – mit mehr Zeit kann man ja dann mehr bezahlte Sachen machen), nur ans Herz legen, für zumindest ein paar Stunden pro Woche eine Assistenzkraft einzustellen oder für ein zeitlich begrenztes Projekt eine Praktikantin dazuzuholen. (Bitte bezahlt eure Leute dann auch mit Geld statt mit imaginären Coaching Points, danke)

Fun Fact: Leonie ist bisher kaum bei „richtigen“ Aufträgen involviert, sondern ich setze sie vor allem für meine Passion Projects erzähl davon, didn’t cancel; went digital und demnächst wieder Heul nicht, mach doch! ein. Das fühlt sich zugegebenermaßen ziemlich weird an (siehe Oktober-Recap), ABER meine Passion Projects sind quasi mein Marketing (Blogpost folgt) und daher notwendig.

Übrigens, falls ihr euch fragt, was ein*e Mitarbeiter*in auf 450€-Basis kostet bzw obs in eurem Budget liegt:

  1. Lohn/Gehalt (max 450€ – weniger ist auch möglich)
  2. ca. ein Drittel des Gehalts für die Sozialabgaben (Krankenversicherung, Rentenversicherung, Lohnsteuer) – läuft über die Minijobzentrale (Rechner)
  3. ein paar Euro im Monat für die Unfallkasse der Berufsgenossenschaft
  4. ggf. Lohn-Software (ich hab das Lohn-Addon von Lexoffice)

Fazit

2020 war für viele Menschen schrecklich. Deswegen fühle ich mich auch schlecht, wenn ich sage, dass das Jahr geschäftlich für mich gut war und viele interessante Projekte und Chancen hervorgebracht hat. Ich versuche das zu kompensieren, indem ich meine Erfahrungen teile (oberflächlich auf diesem Blog, im Detail mit Freundinnen) und damit hoffentlich anderen Leuten helfe. Von daher würde mich ein Feedback freuen, wenn dieser Blog euch irgendwie inspiriert oder geholfen hat. Schreibt mir doch mal bei Insta oder Twitter eine Nachricht!