Warum ist es einfacher, eine Tätigkeit für andere zu tun?

Der Schuster trägt die schlechtesten Schuhe.

Das Sprichwort kennt ihr bestimmt, oder? Es besagt, dass Leute oft gerade in dem Bereich, in dem sie Expertise haben und anderen helfen, selber nachlässig sind. Da ist der Webdesigner, dessen Website selber mal ein Update braucht; oder die Friseurin, die ihre Kundschaft zwar täglich zu Designtrends berät, aber selber seit 20 Jahren den gleichen Look hat.

Bestimmt wart ihr auch schonmal in einer Situation, wo ihr jemanden bei irgendwas beraten habt und danach dachtet „Puh, auf meinem eigenen Insta-Account muss ich auch mal wieder was posten/ meinen Lebenslauf müsste ich auch mal aktualisieren und umschreiben /für mein Gemüsebeet muss ich mir auch die ersten Samen besorgen und vorziehen… Wieso ist es mir jetzt so leicht gefallen, für andere einen Plan auszuhecken, aber für mich selbst ist das viel schwieriger?!

Mein aktueller Fall ist, dass ich eine Kommunikationsstrategie für/mit einer Selbstständigen entwickle und in dem Kontext auch medienpraktische Experimente durchführe – wie, von einem Vortrag ein Video aufzunehmen und zu schneiden. Ganz ehrlich? Ich hätte in den letzten Monaten verschiedene Gelegenheiten gehabt, meine eigenen Vorträge aufzuzeichnen – aber nicht die cojones. Letzte Woche ’ne Kamera auf den Tisch zu stellen und zu sagen „Ich filme das hier für die M.“? Kein Ding!

Ich habe ein bisschen darüber nachgedacht und bisher fünf Aspekte identifiziert, die es uns einfacher machen, für andere zu arbeiten als für uns selbst. Meine Gedanken teile ich hier. (Und die dürfen auch gerne ergänzt werden!)

? Man ist objektiv

Wenn man für andere arbeitet, richtet man die eigene Aufmerksamkeit auf den „Auftrag“ vor sich (egal ob es ein bezahlter Auftrag, ein Tausch von Gefälligkeiten oder ein Freundschaftsdienst ist). Emotionen alá „Ist das überhaupt sinnvoll?“ „Mache ich mich nicht lächerlich?“ (Imposter-Syndrom ??) und Co haben wir schlichtweg nicht, weil wir die Situation ganz objektiv und nüchtern sehen.

? Getting the Job done

Wenn die andere Person uns fragt, ob wir für sie XY machen können oder wir merken, dass wir zu Thema Z unsere Hilfe anbieten können: Der Umfang des Auftrags ist in der Regel klar und man kann relativ straight auf die Zielgerade zugehen und die entsprechenden Meilensteine abhaken. Equipment einpacken, Aufbauen, Drehen, Sichern, Schneiden, feddich! Man will ja auch nichts halbes und nichts ganzes abgeben; während eigene Projekte gerne mal mittendrin liegenbleiben, weil gerade etwas anderes vermeintlich wichtiger ist oder man sich damit tröstet, dass die Inspiration bestimmt später kommt.

? Man hat weniger Informationen und Optionen – und damit mehr Fokus

Angenommen, mich fragt jemand um Rat für seinen oder ihren Instagram-Account. Ich würde mir dann den Account angucken und Feedback geben, Verbesserungsvorschläge oder neue Ideen einbringen. Es kann aber sein, dass die andere Person noch andere Optionen im Hinterkopf hat. „Statt Insta lieber ’nen Podcast? Oder YouTube?“ Solange ich diese Optionen nicht kenne, lenken sie mich nicht ab.

?‍? Man hat den Blick fürs Wesentliche

Beispiel Webdesigner aus der Einleitung: Wenn jemand auf ihn zugeht und sich eine Website mit dieser und jener Funktion wünscht, kann der Webdesigner genau beraten und sagen: „Eine About-Me-Seite ist ein Muss! Aber ein Gästebuch ist total retro, das macht man heutzutage nicht mehr.“ Seine eigene Seite auf Herz und Nieren zu prüfen und weiterzuentwickeln ist viel schwammiger. Bei der eigenen Arbeit geht es ja oft um das Verbessern und Optimieren, während die Arbeit für andere oft auf einem niedrigeren Level anfängt. („Wie, du hast auf deinem Account kein Profilbild? Das solltest du schleunigst ändern!“) Wir hängen uns auch oft an Details auf, die anderen gar nicht aufgefallen wären. Ich wollte mal ne Insta-Story nicht posten, weil ich einen fiesen Pickel am Kinn hatte. Was’n Quark! Bei anderen würde mich das ja auch nicht stören.

? Es steckt kein Herzblut drin

Damit meine ich nicht, dass man sich keine Mühe gibt! Nein! Aber hier kommt wieder die eben erwähnte Objektivität ins Spiel. Wenn eben nicht das Herz dran hängt, kann man auch mal ein Element kicken oder eine Entscheidung treffen, ohne dass ein emotionaler Rattenschwanz dranhängt. Ist doch logisch, oder?!

Tipp: Wenn du bei einer Aufgabe feststeckst oder ewig prokrastinierst, frage dich: „Wie würde ich jetzt vorgehen, wenn ich das für einen Kunden oder eine Auftraggeberin machen müsste?“

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