einen MOOC via Instagram unterrichten: mein Experiment fürs SoSe 2021

MOOC = Massive Open Online Course. Ein internetbasierter Kurs, der sich an viele Teilnehmende richtet, offen für alle und meist kostenlos ist.


Ich will in den kommenden Monaten einen MOOC via Instagram unterrichten – also einen offenen, kostenlosen Onlinekurs, dessen Content auf Instagram stattfindet. Im Frühjahr habe ich bereits einen „richtigen“ MOOC geleitet, der allerdings nichts mit digitalen Projekten und Passion Projects am Hut hatte, sondern wo es um Digitale Lehre ging. Jetzt habe ich Lust, mit dieser digitalen Lehre zu experimentieren und zu schauen, wie man sowas über Social Media machen kann.

Der Seminarplan für den Insta-MOOC basiert auf meinem „Digitale Kompetenzen“-Uniseminar. Das Haupt-Lernziel ist, ein eigenes digitales Projekt (als Blog, Podcast oder Instagram-Account) zu konzipieren. Selbstverständlich laufen der Unikurs und mein Experiment getrennt voneinander, d.h. ich zweitverwerte nichts aus dem Kontakt mit den Studierenden und die Uni hat mit meinem Social-Media-Quatsch natürlich auch nichts am Hut.

Da das Seminarkonzept aber eh vor zwei Jahren aus HNMD heraus entstanden war, macht es für mich Sinn, jetzt wieder das Seminarkonzept zu nehmen, um den Abschluss des Projekts einzuläuten. Ich möchte mittelfristig aus HNMD eine Content-Bibliothek zum Thema Passion Projects machen, in der Interessierte Materialien zum Selbstlernen finden.

Wie macht man einen MOOC?

Es gibt verschiedene Arten von MOOCs. Der, den ich im Frühjahr konzipiert und durchgeführt habe, war eher ein xMOOC, das heißt:

  • der MOOC war vorlesungsartig mit vorproduzierten Videos gestaltet
  • es gab vier Wochen lang jede Woche ein Quiz und mehrere Aufgaben
  • im Forum konnten Leute sich vorstellen, Fragen stellen und Links teilen
  • die Auswertung des Quizzes hat automatisiert über die Lernplattform funktioniert
  • die Aufgaben haben Jenni und ich individuell gefeedbackt
  • der Großteil war asynchron; das einzige synchrone Element war eine optionale Sprechstunde

Die Lernplattform – in diesem Fall ILIAS – hat bei diesem MOOC eine große Rolle gespielt: Durch sie lief die Anmeldung, auf ihr waren die Videos, Links, Dateien und Infos, die Quizzes und Abgaben wurden dort organisiert. Ich hätte jetzt ebenfalls eine Lernplattform aufsetzen können – oooder ich überlege mir, wie das auf Instagram ginge.

Wie macht man einen MOOC auf Instagram?

Zu Beginn meiner Überlegung schnappte ich mir ein Blatt Papier und schrieb auf der linken Seite die oben genannten MOOC-Bestandteile, auf der rechten Seite Möglichkeiten zur Umsetzung OHNE klassische Lernplattform.

Klar, den Content kann man problemlos in verschiedenen Formen (kurze Videos, lange Videos, Karussells) auf Insta stellen. Dabei ist die Discoverablity automatisch gegeben. Quizzes gingen rudimentär via Instagram Story. Für eine Sprechstunde könnte man live gehen. Aber ein großes Problem ist der Austausch: Entweder jemand kommentiert unter einem Insta-Beitrag (= öffentlich, für alle sichtbar, vermutlich deswegen große Hemmungen, ein Problem öffentlich zu schildern) oder jemand schreibt mir eine DM (= alle Arbeit hängt an mir, ich bin der Flaschenhals, kein Netzwerkeffekt). Hier habe ich vor, in öffentlichen Aufrufen Buddies oder Gruppen zu bilden, die sich dann via DM privat austauschen und gegenseitig unterstützen können.

Ein weiteres Problem ist das Teilen von User-Materialien. Die Teilnehmenden sollen zwischendurch ihre Ideen vorstellen, Konzepte zeigen und zu verschiedenen Themen recherchieren. Hier gäbe es entweder die Option, dass Leute mir ihr Material zuschicken und ich poste es (wenn denn genug mitmachen…), oder dass die Leute es auf ihren eigenen Kanälen posten und mit einem Hashtag versehen, so dass ich es reposten kann. Das schließt natürlich alle privaten Accounts aus, und auch öffentliche Accounts wollen vielleicht aus ihrer Teilnahme am MOOC nicht unbedingt einen Content Pillar machen. Spätestens an dieser Stelle kam mir die Idee: Warum nicht die TN-Gruppe splitten?

Harter Kern und lockerer Rest

Ich habe mich entschieden, den Kurs einmal für den harten Kern anzubieten: mit Zoom für die synchronen Sitzungen und Notion als Kollaborationsplattform. Der Input aus den Sitzungen wird aufgezeichnet und für den MOOC-Content zweitverwertet. Für den harten Kern können sich diejenigen anmelden, die sicher sind, dass sie mitmachen wollen und sich auch genug Zeit nehmen können. Dafür bekommen sie dann auch Betreuung, Feedback, Redaktionssitzungen usw. Im besten Fall teilen sie ihre Fortschritte auch öffentlich.

Die Inspiration dafür ist die Young Guns-Serie des Kanals The Futur. Chris Do hat dort ein zwei Staffeln jeweils eine Gruppe junger Nachwuchsdesigner und -Designerinnen über mehrere Wochen gecoacht. Die komplette Serie ist öffentlich auf YouTube. (Season 1, Season 2)

Meine andere Inspiration ist der Instagram-Account von RKA, Rachael Kay Albers. Sie postet auf ihrem Instagram-Account eine Serie namens Free School – einer Mischung aus Comedy-Sketches und Business-Lektionen. (In den letzten Wochen mit Fokus auf dem Aufdecken zwielichtiger Online-Business-Praktiken…)

Next Steps

Ich lege jetzt die Outline auf Notion an, erstelle Erklär-Grafiken für Insta und bereite die ersten Wochen vor. Ich freue mich sehr, dass schon viele nette Kommentare und einige Anmeldungs-DMs in mein Postfach getrudelt sind. Wenn du auch beim harten Kern mitmachen willst, schreib mir eine DM auf dem @heulnichtmachdoch-Account!

von

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