Dein Workshop beginnt gleich und du hast richtig Bock, den Teilnehmer*innen die Lust aufs Lernen zu versauen? Willst du den Rekord brechen, wie schnell die Leute zu ihrem Smartphone greifen oder einen neuen Browsertab öffnen, um sich von deinem Gelaber abzulenken? Dann bist du hier richtig!
Verschwenden wir gar nicht unsere Zeit mit anderen stimmungsabdunkelnden Methoden – kommen wir gleich zur Königsdisziplin im Mood-Killen: der abartig langweiligen Selbstvorstellung™.
5 Tipps für deine Selbstvorstellung, die den ganzen Raum zum Gähnen bringt
First things first: Fange bei der Ursuppe an. Mach dir bitte nicht die Mühe, nur die wichtigsten Punkte für deine Selbstvorstellung rauszusuchen. Erzähl stattdessen ’ne Geschichte. Hey, dieses eine lustige Ereignis in der 4. Klasse ist doch ein guter Startpunkt. Deine Workshop-Teilnehmer*innen sollen die Gelegenheit haben, dich so richtig gut kennenzulernen. Dafür sind sie ja schließlich hier. Oder!?
Bereite dich außerdem nicht vor. Wenn du vor lauter Nervosität vor dich hinplapperst wirkt das ~ authentisch ~. Das ist schließlich DAS Buzzword 2012. Außerdem verschwendest du schön viel Zeit und versemmelst die Pointe, wenn du versuchst, diese eine lustige Anekdote von damals ohne Struktur nachzuerzählen.
Benutze möglichst viel Fachsprache, um hier metaphorisch an den Laternenpfahl der Expertise zu pieseln und dein Revier zu markieren. Du willst schließlich, dass die Leute unterm Tisch ihre Handys zücken und gewisse Wörter, die du ganz nebenbei gedroppt hast, googlen müssen. Pro-Tipp: Mach es ihnen besonders schwer, indem du das Wort ein bisschen falsch aussprichst oder einen Konsonant hinzufügst. Du bist schließlich eine Konifere deines Fachs.
Apropos Expertise: Bitte bloß kein Humor. Das ist hier sehr wichtig. Als Autoritätsperson darfst du niemals lachen. (Anmerkung der Redaktion: hab jetzt locker 15 Minuten nach einem bestimmten Merkel-Meme/Clip gegooglet und nicht gefunden 🙁 Denkt euch an der Stelle bitte Angela Merkel, wie sie verschmitzt kichert!)
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, mal all deine Erfolge zu betonen und zu zeigen, was für ein geiler Hecht du bist. Jetzt beginnt die Phase, in der die Teilnehmer*innen schon kurz davor sind, sich von deinem Kurs wieder abzumelden – aber dann doch kurz Hoffnung schöpfen, dass da vielleicht doch ein Fünkchen Expertise in dir glimmt und du hier tatsächlich ein Lernerlebnis schaffen kannst. Wenn DU das geschafft hast, kannst du ja vielleicht auch etwas davon vermitteln?!
Herzlichen Glückwunsch, du hast die Erwartungen deiner Teilnehmer*innen jetzt einmal durch die Achterbahn von „hoffe, das frühe Aufstehen hat sich gelohnt“ über die „hat er das grad wirklich gesagt?“-Schleife durch den „what the fuck did I sign up to“-Looping geschickt. Im Anschluss an die abartig langweiligen Selbstvorstellung™ empfehle ich, eine gute halbe Stunde Definitionen von Wikipedia vorzulesen. Viel Spaß beim Unterrichten!
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Hey, Teacher!
Dein Workshop beginnt gleich und du hast richtig Bock, den Teilnehmer*innen die Lust aufs Lernen zu versauen? Willst du den Rekord brechen, wie schnell die Leute zu ihrem Smartphone greifen oder einen neuen Browsertab öffnen, um sich von deinem Gelaber abzulenken? Dann bist du hier richtig!
Verschwenden wir gar nicht unsere Zeit mit anderen stimmungsabdunkelnden Methoden – kommen wir gleich zur Königsdisziplin im Mood-Killen: der abartig langweiligen Selbstvorstellung™.
5 Tipps für deine Selbstvorstellung, die den ganzen Raum zum Gähnen bringt
First things first: Fange bei der Ursuppe an. Mach dir bitte nicht die Mühe, nur die wichtigsten Punkte für deine Selbstvorstellung rauszusuchen. Erzähl stattdessen ’ne Geschichte. Hey, dieses eine lustige Ereignis in der 4. Klasse ist doch ein guter Startpunkt. Deine Workshop-Teilnehmer*innen sollen die Gelegenheit haben, dich so richtig gut kennenzulernen. Dafür sind sie ja schließlich hier. Oder!?
Bereite dich außerdem nicht vor. Wenn du vor lauter Nervosität vor dich hinplapperst wirkt das ~ authentisch ~. Das ist schließlich DAS Buzzword 2012. Außerdem verschwendest du schön viel Zeit und versemmelst die Pointe, wenn du versuchst, diese eine lustige Anekdote von damals ohne Struktur nachzuerzählen.
Benutze möglichst viel Fachsprache, um hier metaphorisch an den Laternenpfahl der Expertise zu pieseln und dein Revier zu markieren. Du willst schließlich, dass die Leute unterm Tisch ihre Handys zücken und gewisse Wörter, die du ganz nebenbei gedroppt hast, googlen müssen. Pro-Tipp: Mach es ihnen besonders schwer, indem du das Wort ein bisschen falsch aussprichst oder einen Konsonant hinzufügst. Du bist schließlich eine Konifere deines Fachs.
Apropos Expertise: Bitte bloß kein Humor. Das ist hier sehr wichtig. Als Autoritätsperson darfst du niemals lachen. (Anmerkung der Redaktion: hab jetzt locker 15 Minuten nach einem bestimmten Merkel-Meme/Clip gegooglet und nicht gefunden 🙁 Denkt euch an der Stelle bitte Angela Merkel, wie sie verschmitzt kichert!)
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, mal all deine Erfolge zu betonen und zu zeigen, was für ein geiler Hecht du bist. Jetzt beginnt die Phase, in der die Teilnehmer*innen schon kurz davor sind, sich von deinem Kurs wieder abzumelden – aber dann doch kurz Hoffnung schöpfen, dass da vielleicht doch ein Fünkchen Expertise in dir glimmt und du hier tatsächlich ein Lernerlebnis schaffen kannst. Wenn DU das geschafft hast, kannst du ja vielleicht auch etwas davon vermitteln?!
Herzlichen Glückwunsch, du hast die Erwartungen deiner Teilnehmer*innen jetzt einmal durch die Achterbahn von „hoffe, das frühe Aufstehen hat sich gelohnt“ über die „hat er das grad wirklich gesagt?“-Schleife durch den „what the fuck did I sign up to“-Looping geschickt. Im Anschluss an die abartig langweiligen Selbstvorstellung™ empfehle ich, eine gute halbe Stunde Definitionen von Wikipedia vorzulesen. Viel Spaß beim Unterrichten!
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