Book Notes: How to not always be working

I really wanted to like this book. Really.

How to not always be working – wie man nicht ständig arbeitet. Der Titel alleine hat nicht nur bei mir „ok ja das brauch ich“-Gefühl ausgelöst, sondern auch bei vielen anderen. Zumindest ausgehend von den Reaktionen auf meine Instastory, in der ich den Titel geteilt habe.

Im Gegensatz zu anderen Büchern hier habe ich von diesem Titel noch nie vorher etwas gehört, es noch nicht auf einer To-Read-Liste oder auf Social Media gesehen. Die Rebellin in mir findet das natürlich klasse, denn lieber schreibe ich über ein „unentdecktes“ Buch als die tausendundeinste Rezension zu Die Vier-Stunden-Woche. Gefunden habe ich es, als ich auf einer Website für gebrauchte Bücher stöberte und vor der Wahl stand, 3€ für Versand zu bezahlen oder noch einen Artikel im Wert von >3€ in meinen Warenkorb zu legen. Guess what I chose ?‍♀️

Der erste Eindruck dieses Büchleins ist sehr gut. Es ist ästhetisch, aus schönen Materialien und quasi die Mini-Ausgabe eines Coffee Table Books. Als ich anfing, zu lesen, war ich schon beim Intro hin- und hergerissen zwischen „yay!“ und „wtf?!“. Dieses Gefühl zog sich auch durch das ganze Buch durch, denn schöne Stellen und Zitate (yay!) wechseln sich ab mit hippie dippie Eso Stuff wie Kristalle, Altare, herbal infusions, Mantren und Co.

Bevor ich weiter über die Inhalte schreibe, habe ich das Bedürfnis, ein bisschen laut darüber nachzudenken, mit welchen Erwartungen ich eigentlich dieses Buch ausgesucht habe. Also, ich würde mich durchaus als Workaholic im positiven Sinne bezeichnen, weil ich die Arbeit, die ich mir für meine Selbstständigkeit erschaffen habe, sehr gerne mache. Natürlich sind da Aspekte bei, auf die ich nicht immer Lust habe oder die ich vor mir herschiebe, aber zu denken, man kann sich einen Job schaffen, der zu 100% perfekt ist, ist eine Illusion. Womit ich im Moment ein bisschen struggle, ist mir nicht zu viel aufzuhalsen und die verschiedenen Aspekte meiner Arbeit* gut zu balancieren. (*Hiermit meine ich insbesondere die Dinge, die unmittelbar Geld einbringen, z.B. die Planung und Durchführung eines Seminars; und die Sachen, die ich für Brand oder just for fun mache, wie der Content für HNMD oder dieser Blog hier.) Ich möchte mir damit Flexibilität und Unabhängigkeit erhalten, damit ich nicht irgendwann in der Situation bin, dass ich genau hier und jetzt arbeiten MUSS, obwohl ich krank bin oder liefer eisessend am Bach sitzen möchte oder an einer Veranstaltung teilnehmen würde… You know? In diesem Kontext habe ich mir von dem Buch Impulse erhofft, wie ich selber Grenzen ziehen kann; wie ich zufrieden sein kann mit meiner Leistung; wie ich die Stimme abstelle, die sagt „du könntest doch auch noch…“.

Okay, zurück zum Buch Büchlein. Auf rund 100 Seiten schreibt die Autorin Marlee Grace darüber, wie sie selber sich dem Thema nähert und ihrer Definition von Arbeit näher gekommen ist.

„Learning how to not always be working isn’t about working less or never working or never having a job. It’s about starting to personally determine for one’s self the concept of work.“

Marlee Grace

Die Kapitel lauten wie folgt:

  1. What is my work?
  2. Where do I work?
  3. What is not my work?
  4. What are the grey areas in my work?
  5. How to not work when not working
  6. Taking a break
  7. There is no messing up; or: my own personal manifesto
  8. Anxieties and fears
  9. It’s lighter than you think

Zum eigentlichen Inhalt – hier wie immer ein Einblick in meine Book Notes:

Ehrlich gesagt, habe ich aus diesem Buch nicht viel für mich mitgenommen. Die Übung mit dem persönlichen Manifest hat mir gefallen; andere Sachen waren too basic oder einfach zu subjektiv für mich. Grundsätzlich ist dieses Buch sehr persönlich aus der Perspektive und von der Entwicklung der Autorin Marlee Grace geschrieben – so dass ich mich zwischendurch immer fragte: Warum heißt dieses Buch how to und nicht how I? Das ist auch das, was mich früher in der Bloggerszene immer so nervte. Als das Zauberwort „Mehrwert“ auftauchte, dachten plötzlich alle Bloggerinnen (generisches Femininum), dass sie jetzt Anleitungen und Tutorials schreiben müssen und subjektive Texte out sind. Heraus kamen – surprise – immer noch sehr subjektive Stücke (weil die Bloggerinnen nun mal nicht wie Journalistinnen arbeiten, was ja auch okay ist), nur halt mit einem „How to XY“-Titel. Das ist hier auch der Fall. Denn wenn das Buch „How I stopped always working and developed my personal self care routine as an artist“ gehießen hätte, wäre ich jetzt nicht so underwhelmed. Andererseits hätte ich es dann wahrscheinlich nicht gekauft, und da beißt sich die Katze in den Schwanz.

Ich kannte die Autorin vorher nicht und hab irgendwann in der Mitte des Buchs mal auf ihr Instagram gespickt, um ein Gesicht vor Augen zu haben. Was ich aus dem Buch über sie erfahren habe: Sie hat Tanz studiert, arbeitet als Künstlerin, hat einen Online-Shop und gibt Workshops. Social Media bzw. Online-Sichtbarkeit gehört zu ihrer Arbeit und das ist anscheinend eine große Baustelle, an der sie arbeiten musste. Viele Tipps drehen sich darum, wie man seine Handysucht los wird und wie man eine Grenze zieht zwischen „was teile ich und was nicht?“ – was nicht für alle Kreative ein Problem ist, sondern nur für diejenigen, die Geld damit verdienen, ihre Kreativität ins Internet zu stellen. (An der Stelle frage ich mich, was Groschi zu dem Buch sagen würde.)

Mich haben noch ein paar kleine Dinge gestört, die ich der Vollständigkeit halber auflisten will (auch wenn sie alleine nicht dafür gesorgt hätten, dass ich das Buch nicht so toll fand; die oben aufgeführten Punkte sind schwerwiegender.)

  • An vielen Stellen kommen andere Frauen zu Wort und erzählen von ihren Erfahrungen. Das ist aber vom Layout her nicht so gut gemacht und eher verwirrend.
  • Es fehlt mir eine genaue Definition, was die Autorin zwischen „Work“ und „Job“ versteht – ohne konnte ich ihrer Argumentation am Anfang des Buches schwer folgen.
  • Einige Abschnitte und Listen sind in einer schwer lesbaren Handschrift abgedruckt.

Auf meinem Notizen-Post-It steht: „It’s more a piece of art than a self-help-book.“ Jetzt beim Schreiben denke ich, dass die Inhalte des Buchs und die Übungen bestimmt auch als Workshop funktionieren (für eine gewisse Zielgruppe, die eben sehr ähnlich wie die Autorin tickt und auf Kristalle und Räucherstäbchen abfährt). Aber das Medium Buch, bzw. die Aufmachung als How-To ist hier meiner Meinung nach nicht passend. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern hatte ich an keiner Stelle ein Aha-Erlebnis, in dem ich einen Impuls auf meine eigene Situation übertragen konnte. Daher wird es wohl einen prominenten Platz in meinem Bücherregal bekommen, denn immerhin das Cover holt die Leute ab.