Mit meinen #teachingfromhome-Studis habe ich nicht nur Theorie besprochen (siehe Literatur), sondern auch eine Session dem Thema Selbstorganisation, Projektmanagement und Produktivität gewidmet.
Warum? Nun, weil die beste Projektidee nichts bringt, wenn man den Geistesblitz auf einem Schmierzettel notiert hat und dieser jetzt in den Weiten des unaufgeräumten WG-Zimmers verschwunden ist.
Für die Vorbereitung der Session habe ich meine liebsten Produktivitäts-Methoden und -Tools aufgeschrieben (ironischerweise auf einem Schmierzettel/Post-It, I know) und will sie euch an dieser Stelle natürlich auch nicht vorenthalten.
Methode 1: „Capture“ everything
Diese Methode stammt aus David Allens „Getting Things Done“. Das Grundprinzip dahinter (und ich habe es jetzt nicht nochmal gegoogelt, sondern gebe es so wieder, wie ich es für mich verstanden habe) ist, dass wir unsere mentale Kapazität nicht ausnutzen können, wenn uns im Hinterkopf dauernd irgendwelche Dinge herumschwirren. Das sind Dinge wie Ideen, To-Dos, interessante Links, Termine, „muss noch ein Geburtstagsgeschenk für Tante Doris besorgen“… ALLES davon gehört aufgeschrieben, damit wir uns nicht mehr darauf verlassen müssen, dass unser Gehirn uns demnächst schon dran erinnert. Stattdessen haben wir passende Speicherorte für diese Dinge und können dort darauf zurückgreifen. Mit dem Wissen kann unser Hirn sich auf die spannenden Dinge konzentrieren 😉
Buch: David Allen: Getting Things Done
Wir sollten dafür jeweils einen physischen und einen digitalen Speicherort haben:
Physische Speicherorte
Schuhkarton
Notizbuch
Bullet Journal
Schublade
Digitale Speicherorte
Google Keep
Notiz-App
Evernote
Notion
In meinem Alltag sieht das so aus, dass ich alle interessanten Links, über die ich im Internet stolpere, oder Shower Thoughts in Google Keep eintippe/speichere. Für Meetingnotizen und To-Do-Listen zu meinen aktuellen Projekten benutze ich ein Notizbuch. Für herumfliegende Zettel (z.B. Post oder Seminarnotizen) habe ich einigermaßen feste Ablageorte in meinem Büro und hefte die Sachen dann regelmäßig dorthin, wo sie hingehören.
Die digitalen Schnipsel gehören ebenfalls regelmäßig „abgeheftet“. Und damit kommen wir schon zum nächsten Punkt:
Methode 2: Digitale Homebase
Für diese digitale Homebase gibt es jede Menge Tools: Trello, Asana, awork, Notion… Nutz einfach das Tool, mit dem du am besten klarkommst. (Theoretisch wäre es auch möglich, die Homebase mit Google Docs, Evernote und Co abzubilden. Es ist aber besser, ein Projektmanagement-Tool zu nutzen, das mit Remindern und anderen Funktionen arbeitet.)
Wenn du ein Mensch bist, der normalerweise mit Post-Its, bunten Stiften und Co herumbastelt und sich in reinen Textfeldern eingeschränkt fühlt, dann schau dir für digitales Brainstorming Tools wie Miro, Mural oder Mindmap-Tools an. Oft kann man die Tools auch miteinander verknüpfen oder eins ins andere einbetten.
App: Ich finde Notion gerade sehr vielversprehend als Homebase-Tool! Schaut euch dazu Videos an, in denen andere Leute erklären, wie sie Notion nutzen, z.B. von Muchelleb und Thomas Frank.
Was in die digitale Homebase gehört:
To-Dos für jetzt
Ideen für später
Ziele, Wünsche, Visionen
Kontaktdaten aus dem Netzwerk
Zugangsdaten
Links und Ressourcen (z.B. Tutorial)
Inspiration, Vorbilder
…
Warum digital und nicht analog als Pinnwand, Bullet Journal o.ä.? Aus verschiedenen Gründen: Sync über verschiedene Geräte hinweg, Ortsunabhängigkeit, Freigabe- oder Kollaborationsfunktionen mit anderen… Du siehst schon.
Methode 3: Morning Pages/ Morgenseiten
Die originalen Morning Pages stammen aus dem Buch „The Artist’s Way“ von Julia Cameron. Ich habe es nicht gelesen, aber schon von vielen Leuten ein Loblied auf die Methode gehört. Dabei schafft man sich ein Notizbuch an und schreibt jeden Morgen drei Seiten lang, was einem durch den Kopf geht. (Flow of Consciousness, quasi.) Die Notizen darf man sich dann erst mit ein paar Wochen oder Monaten Abstand wieder angucken.
Buch: Julia Cameron: The Artist’s Way (+ YouTube-Videos, z.B. von Lavendaire oder Amy Landino)
Drei Seiten sind mir persönlich too much, aber morgens mit einem Glas Wasser am Schreibtisch sitzen und den Kopf „leeren“ (siehe auch Methode 1) ist total mein Jam. Dafür habe ich auch ein dediziertes Notizbuch, damit sich diese Gedanken nicht mit dem alltäglichen Wahnsinn (aka. Gesprächsnotizen) vermischt.
Diese Methode bringt sooo viel Klarheit! Man denkt ja, man hätte an alles gedacht, aber beim Schreiben entknoten sich die Gedankenstränge auf eine magische Weise. Es hat ein bisschen was von Selbsttherapie. (Tatsächlich habe ich mal gelesen, dass man bei bestimmten psychischen Erkrankungen diese Methode nicht bzw. erst nach Freigabe durch die behandelnde Ärztin nutzen soll. FYI.)
Methode 4: Zielsetzung
Lasst uns als nächstes über Zielsetzung sprechen. Mit den Studis im Seminar habe ich diese beiden Ziele als Beispiel benutzt:
„Ich publiziere 100 Beiträge auf meinem Blog“
„Ich habe 800 Follower“
Welches Ziel ist besser? 1 oder 2? Hier kann man natürlich diskutieren, aber ~grundsätzlich~ ist Ziel Nummer 1 besser formuliert. Warum? Weil ich in der Hand habe, ob ich 100 Beiträge schreibe oder nicht. Wie viele Follower ich ansammle, kann ich nur indirekt beeinflussen. Oder morgen geht mein Beitrag viral und zack – habe ich sogar 1000. Das ist also ziemlich beliebig.
Okay, nochmal zwei Ziele:
„Ich publiziere 100 Beiträge auf meinem Blog“
„Ich schreibe jeden Morgen 20 Minuten für meinen Blog“
Welches ist dieses Mal besser? Ich würde sagen, Nummer 2. Weil hier klar ist, dass das Ziel nicht irgendwie erreicht wird, sondern der Weg dorthin klar ist. Das bringt uns schon zu Methode Nummer 5.
Methode 5: Systems vs. Goals
Zusammengefasst kann man hier sagen: „Der Weg ist das Ziel“. Es geht darum, Systeme zu erschaffen, mit denen man auf Ziele hinarbeitet, statt sich nur Ziele zu setzen und nicht darüber nachzudenken, wie man sie denn dann eigentlich ereicht.
Zwei Beispiele:
Ziel: Saubere Küche, System: jeden Abend 10 Min putzen, feste Plätze für Gegenstände, regelmäßig aussortieren
Ziel: 1000 Follower, System: regelmäßig posten, verschiedene Marketingtricks ausprobieren, …
Dieses YouTube-Video von Rowena Tsai erklärt das sehr gut:
Aaah, die gute alte To-Do-Liste. Vielleicht überrascht es dich, warum sie erst an sechster Stelle kommt. Let me tell you, To-Do-Listen und ich haben eine schwierige Beziehung. Ohne sie werde ich verrückt; aber sie können mich auch verrückt machen. Früher hatte ich immer Kalender, in denen links 6 oder 7 Kästchen für die Wochentage waren und rechts freier Platz für To-Do-Listen. Dort habe ich reingeschrieben, was so die Woche über anfiel. Dummerweise hat mein Kopf die Liste immer dem Montag zugeordnet und ich habe dann versucht, so viel wie möglich am Montag reinzuquetschen (okay, vielleicht auch Dienstag) und am Donnerstag oder Freitag war ich dann völlig erschöpft vom anstrengenden Wochenbeginn und habe mich gefragt, warum zur Hölle ich die Termine nicht besser verteilt oder gestreckt habe. (Ich weiß immer noch nicht, warum mein Kopf das macht, aber ich habe eine Lösung dafür gefunden. Sie heißt Calendar Blocking und ich stelle sie im nächsten Abschnitt vor. Aber lies bitte das hier noch zuende. Danke.)
Was ich mit dieser langen Einleitung sagen will: Ich bin kein Fan von der einen, ultimativen, ellenlangen To-Do-Liste. Ich bin aber Fan von spezialisierten Listen, zum Beispiel:
Priorisierung nach der Eisenhower-Matrix und daraus resultierende To-Do-Liste
Listen nach Getting-Things-Done Art, zum Beispiel „Dinge, für die ich an Ort XY machen muss“ oder „Dinge, die auch ohne Computer/Internet gehen“
To-Do-Listen für ausdrücklich später („Ja Kato, super Idee, aber dafür hast du jetzt echt keine Zeit. Denk da nächsten Monat nochmal drauf rum.“)
An dieser Stelle empfehle ich nochmal die GTD-Methodik und ansonsten fand ich noch dieses Video der Illustratorin Sha’an (Furry Little Peach bei YouTube) sehr interessant:
So, hier wie versprochen die Lösung für meine To-Do-Listen und Wochenplanungsprobleme: Calendar Blocking! Der Begriff wurde von der YouTuberin Amy Landino geprägt. Die beiden Erklärvideos zur Methode sind unten verlinkt, deshalb werde ich jetzt hier nicht allzu ausführlich erklären, wie das genau funktioniert.
Das Grundprinzip von Calendar Blocking funktioniert so:
Man nimmt nicht nur Termine, sondern auch To-Dos in den Kalender auf.
Dementsprechend muss man bei jeder Aufgaben von der To-Do-Liste einschätzen, wie lange man dafür braucht und die entsprechende Zeit blockieren. (Sehr hilfreich, wenn man merkt, dass man mehrere große Aufgaben in einen Tag quetschen wollte und der volle Kalender dir zeigt, dass das nicht klappen wird.)
Rituale (z.B. Morgenseiten (s. Methode 3), Sport, regelmäßige Termine oder Aufgaben) werden ebenfalls fest eingeplant, so dass sie automatisch im Kalender für die nächsten Wochen und Monate erscheinen.
Verschiedene Arten von To-Dos und Terminen bekommen verschiedene Farben.
Auch Pausen, Schlafenszeiten, Urlaube und Co werden natürlich im Kalender blockiert, damit man nicht in Versuchung gerät, sich für den Tag doch ein Meeting oder eine Aufgabe reinzuschieben.
Videos: Amy Landinos originales Video dazu ist aus dem Jahr 2018. Mittlerweile gibt es noch ein neues/geupdatetes Tutorial. Wenn du wenig Zeit hast, schau dir nur das Neue an.
Früher hatte ich meine fixen Termine (Uni, Arbeit, Reisen etc.) und konnte meine To-Dos dann in den Lücken arbarbeiten. Das hat aber irgendwann nicht mehr funktioniert. Genauer gesagt: Das hat dann nicht mehr funktioniert, als ich hauptberuflich selbstständig wurde und viiiel weniger feste Termine hatte als vorher. (Zwischen Masterabschluss und 100%-Selbstständigkeit hatte ich eine 40%-Stelle in einer Agentur und war dementsprechend 1-3 Tage pro Woche im Büro oder auf Dreh.) Seit April 2019 nutze ich Calendar Blocking und kann es wirklich nur empfehlen. Es ist für mich keine Last oder etwas woran man denken muss (hallo, auszufüllendes Bullet Journal!), sondern ergibt sich total natürlich in meiner Planung und rettet mir regelmäßig den Arsch, weil es mich vor selbstverschuldeter Überforderung bewahrt.
Meine Blöcke sind natürlich flexibel. Zum Beispiel nehme ich mir jeden Dienstagvormittag eine Stunde Zeit für Buchhaltung, Rechnungen schreiben und Co. Wenn jemand um diese Uhrzeit ein Telefonat vereinbaren will, ist das kein Problem. Ich schiebe meinen Buchhaltungsblock dann einfach ein bisschen vor oder zurück.
Das gleiche gilt, wenn ich ganz akut uninspiriert bin: Angenommen, ich habe mir eine kreative Aufgabe eingeplant, habe aber so gar keinen Bock drauf, dann tausche ich einfach Blöcke und mache erst etwas Langweiliges. Ich kann die Methode allen, die in ihrer Zeitplanung sehr frei sind, nur ans Herz legen.
Methode 8: Redaktionsplanung
Wann erscheint was auf welchem Kanal? – Das ist die Grundfrage, die ein Redaktionsplan beantwortet. Für diesen Blog hier habe ich tatsächlich keinen, weil ich den tagebuchartigen Stil beibehalten will. Bei allen anderen Medienprojekten (z.B. den erzähl davon-Podcast und den Heul nicht, mach doch!-Podcast) sorgen Redaktionspläne dafür, dass regelmäßig was passiert (und ich nicht verrückt werde – ein wiederkehrendes Motiv!).
(Methode 9: verschiedene Journals)
Eigentlich müsste ich an dieser Stelle noch über meine verschiedenen Notizbücher und Journals sprechen – aber das würde den Rahmen sprengen. Das mache ich an anderer Stelle, versprochen.
Fazit
Womöglich wirkten diese 8 1/2 Methoden jetzt wie eine beliebige Liste. Tatsächlich steckt ein System dahinter. Das aber in aller Ausführlichkeit zu beschreiben, würde wahrscheinlich keinen Sinn machen, weil ja jede hier lesende Person ihr ganz individuelles System braucht: Je nachdem, was man so macht; wie viele Rahmen es von außen schon gibt (z.B. Arbeitszeiten); wie man so tickt; wie man gut arbeitet; …
Herauszufinden, wie ich gut arbeite, hat echt lange gedauert und ist auch ein ongoing process. Wie erwähnt fuchse ich mich ja gerade zum Beispiel in Notion ein und vielleicht ist mein System in ein paar Monaten dann wieder anders. Ich kann euch nur ermutigen, mit verschiedenen Produktivitätsmethoden und -herangehensweisen zu experimentieren und euren persönlichen Stil zu finden. Ohje, das klang jetzt sehr cheesy. I’m sorry! So, und jetzt zurück an die Arbeit. (Oder ab in die Pause, je nachdem, was im Kalender steht.)
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Mit meinen #teachingfromhome-Studis habe ich nicht nur Theorie besprochen (siehe Literatur), sondern auch eine Session dem Thema Selbstorganisation, Projektmanagement und Produktivität gewidmet.
Warum? Nun, weil die beste Projektidee nichts bringt, wenn man den Geistesblitz auf einem Schmierzettel notiert hat und dieser jetzt in den Weiten des unaufgeräumten WG-Zimmers verschwunden ist.
Für die Vorbereitung der Session habe ich meine liebsten Produktivitäts-Methoden und -Tools aufgeschrieben (ironischerweise auf einem Schmierzettel/Post-It, I know) und will sie euch an dieser Stelle natürlich auch nicht vorenthalten.
Methode 1: „Capture“ everything
Diese Methode stammt aus David Allens „Getting Things Done“. Das Grundprinzip dahinter (und ich habe es jetzt nicht nochmal gegoogelt, sondern gebe es so wieder, wie ich es für mich verstanden habe) ist, dass wir unsere mentale Kapazität nicht ausnutzen können, wenn uns im Hinterkopf dauernd irgendwelche Dinge herumschwirren. Das sind Dinge wie Ideen, To-Dos, interessante Links, Termine, „muss noch ein Geburtstagsgeschenk für Tante Doris besorgen“… ALLES davon gehört aufgeschrieben, damit wir uns nicht mehr darauf verlassen müssen, dass unser Gehirn uns demnächst schon dran erinnert. Stattdessen haben wir passende Speicherorte für diese Dinge und können dort darauf zurückgreifen. Mit dem Wissen kann unser Hirn sich auf die spannenden Dinge konzentrieren 😉
Buch: David Allen: Getting Things Done
Wir sollten dafür jeweils einen physischen und einen digitalen Speicherort haben:
Physische Speicherorte
Digitale Speicherorte
In meinem Alltag sieht das so aus, dass ich alle interessanten Links, über die ich im Internet stolpere, oder Shower Thoughts in Google Keep eintippe/speichere. Für Meetingnotizen und To-Do-Listen zu meinen aktuellen Projekten benutze ich ein Notizbuch. Für herumfliegende Zettel (z.B. Post oder Seminarnotizen) habe ich einigermaßen feste Ablageorte in meinem Büro und hefte die Sachen dann regelmäßig dorthin, wo sie hingehören.
Die digitalen Schnipsel gehören ebenfalls regelmäßig „abgeheftet“. Und damit kommen wir schon zum nächsten Punkt:
Methode 2: Digitale Homebase
Für diese digitale Homebase gibt es jede Menge Tools: Trello, Asana, awork, Notion… Nutz einfach das Tool, mit dem du am besten klarkommst. (Theoretisch wäre es auch möglich, die Homebase mit Google Docs, Evernote und Co abzubilden. Es ist aber besser, ein Projektmanagement-Tool zu nutzen, das mit Remindern und anderen Funktionen arbeitet.)
Wenn du ein Mensch bist, der normalerweise mit Post-Its, bunten Stiften und Co herumbastelt und sich in reinen Textfeldern eingeschränkt fühlt, dann schau dir für digitales Brainstorming Tools wie Miro, Mural oder Mindmap-Tools an. Oft kann man die Tools auch miteinander verknüpfen oder eins ins andere einbetten.
App: Ich finde Notion gerade sehr vielversprehend als Homebase-Tool! Schaut euch dazu Videos an, in denen andere Leute erklären, wie sie Notion nutzen, z.B. von Muchelleb und Thomas Frank.
Was in die digitale Homebase gehört:
Warum digital und nicht analog als Pinnwand, Bullet Journal o.ä.? Aus verschiedenen Gründen: Sync über verschiedene Geräte hinweg, Ortsunabhängigkeit, Freigabe- oder Kollaborationsfunktionen mit anderen… Du siehst schon.
Methode 3: Morning Pages/ Morgenseiten
Die originalen Morning Pages stammen aus dem Buch „The Artist’s Way“ von Julia Cameron. Ich habe es nicht gelesen, aber schon von vielen Leuten ein Loblied auf die Methode gehört. Dabei schafft man sich ein Notizbuch an und schreibt jeden Morgen drei Seiten lang, was einem durch den Kopf geht. (Flow of Consciousness, quasi.) Die Notizen darf man sich dann erst mit ein paar Wochen oder Monaten Abstand wieder angucken.
Buch: Julia Cameron: The Artist’s Way (+ YouTube-Videos, z.B. von Lavendaire oder Amy Landino)
Drei Seiten sind mir persönlich too much, aber morgens mit einem Glas Wasser am Schreibtisch sitzen und den Kopf „leeren“ (siehe auch Methode 1) ist total mein Jam. Dafür habe ich auch ein dediziertes Notizbuch, damit sich diese Gedanken nicht mit dem alltäglichen Wahnsinn (aka. Gesprächsnotizen) vermischt.
Diese Methode bringt sooo viel Klarheit! Man denkt ja, man hätte an alles gedacht, aber beim Schreiben entknoten sich die Gedankenstränge auf eine magische Weise. Es hat ein bisschen was von Selbsttherapie. (Tatsächlich habe ich mal gelesen, dass man bei bestimmten psychischen Erkrankungen diese Methode nicht bzw. erst nach Freigabe durch die behandelnde Ärztin nutzen soll. FYI.)
Methode 4: Zielsetzung
Lasst uns als nächstes über Zielsetzung sprechen. Mit den Studis im Seminar habe ich diese beiden Ziele als Beispiel benutzt:
Welches Ziel ist besser? 1 oder 2? Hier kann man natürlich diskutieren, aber ~grundsätzlich~ ist Ziel Nummer 1 besser formuliert. Warum? Weil ich in der Hand habe, ob ich 100 Beiträge schreibe oder nicht. Wie viele Follower ich ansammle, kann ich nur indirekt beeinflussen. Oder morgen geht mein Beitrag viral und zack – habe ich sogar 1000. Das ist also ziemlich beliebig.
Okay, nochmal zwei Ziele:
Welches ist dieses Mal besser? Ich würde sagen, Nummer 2. Weil hier klar ist, dass das Ziel nicht irgendwie erreicht wird, sondern der Weg dorthin klar ist. Das bringt uns schon zu Methode Nummer 5.
Methode 5: Systems vs. Goals
Zusammengefasst kann man hier sagen: „Der Weg ist das Ziel“. Es geht darum, Systeme zu erschaffen, mit denen man auf Ziele hinarbeitet, statt sich nur Ziele zu setzen und nicht darüber nachzudenken, wie man sie denn dann eigentlich ereicht.
Zwei Beispiele:
Ziel: Saubere Küche, System: jeden Abend 10 Min putzen, feste Plätze für Gegenstände, regelmäßig aussortieren
Ziel: 1000 Follower, System: regelmäßig posten, verschiedene Marketingtricks ausprobieren, …
Dieses YouTube-Video von Rowena Tsai erklärt das sehr gut:
Video: Rowena Tsai: the one habit that is changing my life: set systems rather than goals
Methode 6: To-Do-Listen
Aaah, die gute alte To-Do-Liste. Vielleicht überrascht es dich, warum sie erst an sechster Stelle kommt. Let me tell you, To-Do-Listen und ich haben eine schwierige Beziehung. Ohne sie werde ich verrückt; aber sie können mich auch verrückt machen. Früher hatte ich immer Kalender, in denen links 6 oder 7 Kästchen für die Wochentage waren und rechts freier Platz für To-Do-Listen. Dort habe ich reingeschrieben, was so die Woche über anfiel. Dummerweise hat mein Kopf die Liste immer dem Montag zugeordnet und ich habe dann versucht, so viel wie möglich am Montag reinzuquetschen (okay, vielleicht auch Dienstag) und am Donnerstag oder Freitag war ich dann völlig erschöpft vom anstrengenden Wochenbeginn und habe mich gefragt, warum zur Hölle ich die Termine nicht besser verteilt oder gestreckt habe. (Ich weiß immer noch nicht, warum mein Kopf das macht, aber ich habe eine Lösung dafür gefunden. Sie heißt Calendar Blocking und ich stelle sie im nächsten Abschnitt vor. Aber lies bitte das hier noch zuende. Danke.)
Was ich mit dieser langen Einleitung sagen will: Ich bin kein Fan von der einen, ultimativen, ellenlangen To-Do-Liste. Ich bin aber Fan von spezialisierten Listen, zum Beispiel:
An dieser Stelle empfehle ich nochmal die GTD-Methodik und ansonsten fand ich noch dieses Video der Illustratorin Sha’an (Furry Little Peach bei YouTube) sehr interessant:
Video: Furrylittlepeach: MY SECRET TO PRODUCTIVITY ??
Methode 7: Calendar Blocking
So, hier wie versprochen die Lösung für meine To-Do-Listen und Wochenplanungsprobleme: Calendar Blocking! Der Begriff wurde von der YouTuberin Amy Landino geprägt. Die beiden Erklärvideos zur Methode sind unten verlinkt, deshalb werde ich jetzt hier nicht allzu ausführlich erklären, wie das genau funktioniert.
Das Grundprinzip von Calendar Blocking funktioniert so:
Videos: Amy Landinos originales Video dazu ist aus dem Jahr 2018. Mittlerweile gibt es noch ein neues/geupdatetes Tutorial. Wenn du wenig Zeit hast, schau dir nur das Neue an.
Früher hatte ich meine fixen Termine (Uni, Arbeit, Reisen etc.) und konnte meine To-Dos dann in den Lücken arbarbeiten. Das hat aber irgendwann nicht mehr funktioniert. Genauer gesagt: Das hat dann nicht mehr funktioniert, als ich hauptberuflich selbstständig wurde und viiiel weniger feste Termine hatte als vorher. (Zwischen Masterabschluss und 100%-Selbstständigkeit hatte ich eine 40%-Stelle in einer Agentur und war dementsprechend 1-3 Tage pro Woche im Büro oder auf Dreh.) Seit April 2019 nutze ich Calendar Blocking und kann es wirklich nur empfehlen. Es ist für mich keine Last oder etwas woran man denken muss (hallo, auszufüllendes Bullet Journal!), sondern ergibt sich total natürlich in meiner Planung und rettet mir regelmäßig den Arsch, weil es mich vor selbstverschuldeter Überforderung bewahrt.
Meine Blöcke sind natürlich flexibel. Zum Beispiel nehme ich mir jeden Dienstagvormittag eine Stunde Zeit für Buchhaltung, Rechnungen schreiben und Co. Wenn jemand um diese Uhrzeit ein Telefonat vereinbaren will, ist das kein Problem. Ich schiebe meinen Buchhaltungsblock dann einfach ein bisschen vor oder zurück.
Das gleiche gilt, wenn ich ganz akut uninspiriert bin: Angenommen, ich habe mir eine kreative Aufgabe eingeplant, habe aber so gar keinen Bock drauf, dann tausche ich einfach Blöcke und mache erst etwas Langweiliges. Ich kann die Methode allen, die in ihrer Zeitplanung sehr frei sind, nur ans Herz legen.
Methode 8: Redaktionsplanung
Wann erscheint was auf welchem Kanal? – Das ist die Grundfrage, die ein Redaktionsplan beantwortet. Für diesen Blog hier habe ich tatsächlich keinen, weil ich den tagebuchartigen Stil beibehalten will. Bei allen anderen Medienprojekten (z.B. den erzähl davon-Podcast und den Heul nicht, mach doch!-Podcast) sorgen Redaktionspläne dafür, dass regelmäßig was passiert (und ich nicht verrückt werde – ein wiederkehrendes Motiv!).
(Methode 9: verschiedene Journals)
Eigentlich müsste ich an dieser Stelle noch über meine verschiedenen Notizbücher und Journals sprechen – aber das würde den Rahmen sprengen. Das mache ich an anderer Stelle, versprochen.
Fazit
Womöglich wirkten diese 8 1/2 Methoden jetzt wie eine beliebige Liste. Tatsächlich steckt ein System dahinter. Das aber in aller Ausführlichkeit zu beschreiben, würde wahrscheinlich keinen Sinn machen, weil ja jede hier lesende Person ihr ganz individuelles System braucht: Je nachdem, was man so macht; wie viele Rahmen es von außen schon gibt (z.B. Arbeitszeiten); wie man so tickt; wie man gut arbeitet; …
Herauszufinden, wie ich gut arbeite, hat echt lange gedauert und ist auch ein ongoing process. Wie erwähnt fuchse ich mich ja gerade zum Beispiel in Notion ein und vielleicht ist mein System in ein paar Monaten dann wieder anders. Ich kann euch nur ermutigen, mit verschiedenen Produktivitätsmethoden und -herangehensweisen zu experimentieren und euren persönlichen Stil zu finden. Ohje, das klang jetzt sehr cheesy. I’m sorry! So, und jetzt zurück an die Arbeit. (Oder ab in die Pause, je nachdem, was im Kalender steht.)
Willst du eine freitägliche Mail mit neuen Beiträgen und Linktipps? Hier anmelden:
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