Wie ich meinen Uni-Kram geregelt bekomme – als Dozentin

Es gibt drölftausend Blogposts, Videos und Co dazu, wie Studierende sich und ihr Lernpensum organisieren. Diesen Spieß möchte ich heute umdrehen und erzählen, wie ich meinen Unikurs als Dozentin verwalte. Inspiriert davon wurde ich von einer lieben Mail einer Studentin:

Hey Katrin, wollt mich nur eben bedanken für deine wunderbare Organisation in dem Kurs! Finde deine Reminder und Vorankündigungen super hilfreich, vielleicht solltest du so manch einem Prof mal einen Kurs zu digitalen Kommunikationskompetenzen anbieten 😀 Bis später!

Dass Lehraufträge mies bezahlt werden, ist ja kein Geheimnis. Besonders nervig ist, dass lediglich die „Kontaktzeit“ honoriert wird. Dementsprechend ist es auch in meinem Sinne, die Zeit für Vorbereitung und Organisation durch Systeme und Wissensmanagement so gering wie möglich zu halten.

Eigene Mailadresse für Seminar-Kommunikation

Ich predige hier ja regelmäßig, dass ihr euch als Professionals bitte eure eigene Domain sichern sollt. Bei Webhostingpaketen ist da auch die Möglichkeit bei, E-Mail-Postfächer anzulegen. Es gibt ja Leute, die benutzen für 35 berufliche und private Anwendungsfälle nur ihre einzige GMail-Adresse. Das würde mich wahnsinnig machen. Bin eher Team „35 Postfächer für 35 Einsatzzwecke“ 🤷🏻‍♀️

Für jegliche Kommunikation mit Studierenden nutze ich also eine Mailadresse, die sich aus einem Uni-Stichwort und meiner normalen Domain zusammensetzt. Mit einem Blick ins Postfach sehe ich so, ob noch offene Fragen sind oder ob ich alles abgearbeitet habe.

Wenn ich von der Uni die Teilnehmer:innenliste erhalte, kopiere ich mir die Mailadressen raus und lege daraus eine „Liste“ in Thunderbird an. Aus Datenschutzgründen maile ich der Liste nicht direkt, sondern maile mir selber und setze die Liste in BCC.

Seminarablaufplan als ausführliches PDF

Der Seminarablaufplan ist das wichtigste Dokument im Kurs. Ich erstelle es während der Vorbereitung bzw. aktualisiere es kurz bevor der Kurs losgeht. Darin enthalten sind:

  • Die Eckdaten zum Kurs, z.B. offizielle Kursbezeichnung, Beschreibung, ECTS-Punkte, …
  • Lernziele
  • Studienleistungen
  • Literaturverzeichnis
  • Links zum Vorlesungsverzeichnis, LMS und Zoom-Raum
  • Kontaktmöglichkeiten zu mir, also die oben erwähnte Mailadresse und der Hinweis, dass Telefon- und Zoomsprechstunden mit Terminvereinbarung möglich sind
  • Wer wann was macht:
    • Termine und Themen der synchronen Zoom-Sitzungen
    • asynchrone Arbeitsphasen bzw. wann welche Aufgabe gemacht werden sollte
    • Abgabetermine der verschiedenen Aufgaben/Studienleistungen

Insgesamt umfasst das Dokument dann ca. 8 Seiten. Ziel ist, dass die Studis auf einen Blick sehen wann was zu tun ist und sich Deadlines und Arbeitsphasen in ihren Kalender eintragen können. Auch mitten im Semester dient der Seminarablaufplan als Nachschlagwerk, was noch zu tun ist. Mein Seminar ist ja kreativer als die üblichen „lies zur nächsten Sitzung 5 Texte und dann hält jemand ein schnarchlangweiliges Referat“-Seminare, deshalb ist ein detaillierter Ablaufplan hier von Nöten.

Ausschnitt aus dem Seminarablaufplan – natürlich mit Color Coding für verschiedene Aufgaben!

(Übrigens, auch ein übersichtlich gestalteter ILIAS-Raum hilft sehr, aber das ist ein anderes Thema!)

Gestaltung der Stunden und Kommunikation drumherum als Notion-Template

Das Seminar, auf das ich mich gerade beziehe, hat sieben Sitzungen á drei Stunden. Drei der Sitzungen sind Redaktionssitzungen, bei denen ich nach bestimmten Methoden die Reihenfolge der Studis im Vorfeld festlegen muss. Die anderen Seminarsitzungen sind klassischer mit Input, Diskussionen und Übungen. Für den Ablauf dieser Sitzungen und die Kommunikation drumherum habe ich ein Notion-Board, wo ich im Kanban-Modus genau sehe, welche Sitzung schon bzw. noch nicht vorbereitet sind. Dieses Board kann ich für kommende Semester einfach kopieren und muss nur die Termine ändern.

Für alle .ppt- und .doc-Dokumente habe ich einen separaten Ordner auf meinem Computer pro Semester, aber über solche Basics muss ich ja hier nicht reden, oder?

Reminder-E-Mails

Ebenfalls in oben genannten Board sind die Reminder-E-Mails, die vor oder nach Sitzungen rausgehen. Grundsätzlich habe ich immer am Montag der Seminarwoche eine Mail rausgeschickt und an die Sitzung am kommenden Freitag und die bis dahin vorzubereitenden Sachen erinnert. Auch bei Zwischenabgaben kam vorher nochmal eine Mail. Diese Mails könnte ich mir theoretisch auch immer aus dem Gesendet-Ordner fischen und vom letzten Semester kopieren. Sie aus Notion herauszukopieren ist aber einfacher. (Seht ihr, hier lohnt sich wieder das separate E-Mail-Postfach!) Für die Reminder zu den Remindern habe ich einen Eintrag in meinem Kalender.


Detaillierter Ablaufplan und Reminder-E-Mails? Klingt das für euch, als würde ich den Studis zu sehr den Arsch pudern? Sollten Leute in dem Alter nicht ihren Kalender selbst organisiert bekommen? Mh, in der Theorie ja, in der Praxis ist Studienorganisation gar nicht so leicht… Für mich sind diese Reminder-Mails nur wenige Minuten Aufwand. Lieber schreibe ich sie, als mich dann später darüber zu ärgern, dass eine Studentin den Anfang der Sitzung verpasst, weil sie den Zoom-Link nicht gefunden hat, oder dass ein Student seine Abgabe verplant und ich Extrawürste verteilen (und organisieren!) muss.

Ich mache jetzt eh erstmal keine Lehraufträge mehr, aber vielleicht ist diese Liste für die ein oder andere Neueinsteiger:in in die Lehre hilfreich. Und falls ich doch wieder anfange, weiß ich ja wo ich alles finde 😎

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