Kurzrezension: Social Media Workbook

Das Social Media Workbook von Miriam Schlaich ist vor ein paar Wochen im O’Reilly Verlag erschienen. Ein Workbook um die eigene Social-Media-Präsenz zu erarbeiten? Das klingt ganz schön ambitioniert! Ich bin ja selber als Social-Media-Beraterin tätig und habe es nicht für meine eigenen Strategien gekauft, sondern um zu schauen, ob ich es Kund:innen, die sich Basics selber erarbeiten möchten, empfehlen kann. So viel zum Vorgeplänkel!

Mein erster Eindruck des Workbooks: Wow, das ist mal ein außergewöhnliches Design! Mit Icons und Schmuckelementen in einem uniquen Look wirkt das Buch auf jeden Fall anders als andere Social-Media-Bücher. Da es ja als Workbook konzipiert ist, sind zwischen den Inputs immer wieder Aufgaben eingestreut, zum Teil auch mit Platz zum Ausfüllen oder Abhaken direkt im Buch. Das Grundkonzept gefällt mir auf jeden Fall gut, vom Inhalt selbst bin ich aber nicht so begeistert…

Inhaltlich ist das Buch in sechs Kapitel aufgeteilt: Das erste Kapitel gibt einen Überblick über die wichtigsten sozialen Netzwerke und deren Logik. Im zweiten gehts um die Grundlagen einer Marke und anschließend in Kapitel drei um das Erscheinungsbild der Marke. Dann wirds wieder konkreter für Social Media: Kapitel vier behandelt attraktive Posts und unter dem Stichwort „Onlineauftritt“ in Kapitel fünf werden Themen wie Ideenfindung, Redaktionsplanung, Profile und natürlich Recht abgefrühstückt. Zu guter letzt gehts im kurzen Kapitel sechs dann ums Dranbleiben.

Jetzt kommt mein Haupt-Kritikpunkt am Social Media Workbook: Es ist viel zu oberflächlich und statt zwei Kapitel auf das Thema Marke zu „verschwenden“, hätte man hier lieber bei den Social-Media-Spezifika ins Detail gehen können!

Ich habe mich gefragt, wer die Zielgruppe des Buchs sein soll. Im Normalfall haben Unternehmen ja schon eine Marke und müssen sich nicht erst Gedanken zu ihrer Markenpersönlichkeit, ihrem Claim oder ihrem Logo machen. (Da wäre es dann ein viel spannenderes Thema für das Workbook gewesen, wie man vorhandene Markenelemente für den Wiedererkennungswert in Social-Media-Postings reinbringen kann, ohne einfach immer das Logo in die Ecke zu klatschen! Dazu hätte ich gern was gelesen!) Und falls jemand wirklich ein ganz neues Unternehmen, ein neues Projekt oder eine neue Personal Brand gründen würde, dann würden da wahrscheinlich eine Handvoll Übungen aus einem Social-Media-Buch nicht reichen.

An vielen Stellen stellen im Buch wären klasse Gelegenheiten gewesen, tiefer ins Thema zu gehen. Zum Beispiel:

  • genauer analysieren, inwiefern ein Markenaccount als Best Practice gilt und was man daraus für die eigene Marke lernen kann
  • „Musterlösungen“ für manche der Übungen mitgeben
  • zu sagen, wie etwas geht, z.B. „Prüfe dabei auch, ob dein Content realistisch umsetzbar ist“ -> wie genau kann ich das denn prüfen? Wenn ich Social-Media-Laie wäre, wüsste ich ja gar nicht, wo Stolperfallen wären?

Das Buch wäre dann fünf Mal so lang, aber auch fünf Mal so hilfreich!

Mein erster Eindruck war: Wenn ich der Verlag wär, dann hätte ich Kapitel 2 und 3 radikal rausgeworfen und Kapitel 1 am liebsten auch, bzw. der Abschnitt zur Programmlogik hätte drin bleiben dürfen. Mit dem freigewordenen Platz wäre ich dann einfach mit dem bestehenden Content in die Tiefe gegangen.

Mein zweiter Eindruck war dann: ich glaube, ich würde daraus einfach eine Buchreihe machen. Im ersten Teil würde es um die Plattformen geht und wie man die richtige Auswählt. Im zweiten Band darf es dann meinetwegen um die Markenentwicklung gehen (und wer schon eine hat, überspringt die halt…). Dann könnte man einen Teil über Strategie und Planung machen, einen über Contenterstellung, einen über Community und und und … Naja, falls ihr hier ein Verlag mitliest und eine (Co-)Autorin sucht: Hit me up.

Beim Lesen dieses Social Media Workbooks hatte ich Kund:innen im Kopf, mit denen ich erst kürzlich im Rahmen eines Instagram-Workshops zusammengearbeitet hab. Sie sind schon aktiv, haben Social-Media-Vorkenntnisse aus der privaten Nutzung, aber immernoch viele Fragen. Ich glaube, das Workbook wäre für sie nicht sehr hilfreich, weil sie die Grundlagen eben schon kennen und dann genau an der „okay, aber WIE?“-Stelle nicht weiterkommen würden.

Andererseits habe ich dann an zwei andere Personen gedacht, die noch keine Social-Media-Erfahrung haben und mit denen ich mich neulich lange darüber unterhalten (bzw. ihre Fragen beantwortet habe). Ich glaube, für Leute auf diesem Wissenslevel wäre das Workbook sehr gut geeignet, wenn sie z.B. für ihren Sportverein ein Social-Media-Profil einrichten müssten. Allerdings glaube ich, dass bei dieser (älteren, digitalunaffinen) Zielgruppe der funky Look des Buchs wieder nicht passt. Das müsste man einfach ein bisschen boomer-mäßig aufbereiten 💁🏻‍♀️

Im Sinne des Kritik-Sandwichs möchte ich jetzt am Ende noch zwei Sachen hervorheben, die ich super fand: 1. Im Buch wurden keine Screenshots oder Fotos eingebettet, sondern Oberflächen wurden als Illustration/Schema nachgebaut. Das wirkt hochwertig und verleiht dem Buch eine Zeitlosigkeit. Apropos zeitlos: 2. An vielen Stellen gibt es Hinweise auf Weblinks zu weiterführenden Infos. So konnte die Autorin darauf verzichten, Bildgrößen oder andere sich bald wieder ändernde Infos abzudrucken.

Also mein Fazit: Für die Zielgruppe, die ich im Hinterkopf habe, ist das Buch leider nicht das Richtige.

Schlaich, Miriam (2022): Social Media Workbook. O'Reilly. 24,90€ via Amazon*
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Infos und Links findet ihr unter https://www.socialmediaworkbook.de/ (props, dass die Domain noch frei war!)

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