Teil dein Zeug! Warum du keine Angst vor Piraterie haben musst.

Ich unterhalte mich oft mit Dozent:innen in spe und schon mehrmals kam dabei die Frage auf, ob man Seminarunterlagen (Präsentationsfolien, Arbeitsblätter, Vorlagen, …) im Anschluss rumschicken muss.

Dabei spielt oft die Angst eine Rolle, dass die Materialien unkontrolliert weitergegeben werden und man die Kontrolle verliert.

  • Was, wenn jemand meine Folien durchliest und dann den Workshop gar nicht mehr bucht?
  • Was, wenn irgendwo ein Fehler oder etwas Veraltetes steht und das dann ein negatives Licht auf mich wirft?
  • Was, wenn die Folien „der Konkurrenz“ in die Hände fallen und dann jemand meine Inhalte kopiert?

Ja, die Ängste sind auf den ersten Blick verständlich. Aaaaber hier kommen meine Gegenargumente:

Folien sind nur Unterstützung

Eigentlich sollten deine Folien nicht zu viel verraten – denn du erzählst im Workshop ja noch was dazu. (Das tust du doch, oder? Du schreibst doch keinen Roman in Schriftgröße 12 auf die Folien und liest die dann vor, ODER??) Für Leute, die an deinem Workshop teilgenommen haben, sind sie also eine Gedankenstütze. Wer NUR die Folien liest, versteht wahrscheinlich eh nur die Hälfte – und ist dann hoffentlich interessiert und möchte (von dir!) mehr erfahren.

Mit Branding werben deine Folien für dich

Im besten Fall sind deine Workshopmaterialien ein wunderbares Werbemittel, wenn jemand sie weiterleitet oder teilt. Dazu müssen drei Voraussetzungen stimmen:

  1. Man kann klar erkennen, dass die Folien von dir stammen. Sprich, Logo und Name von dir und oder/deiner Organisation sollte klar erkennbar sein. Falls du für dein Logo ein subtiles Icon ist, baue es auf jeder Folie ein.
  2. Deine Folien sind ansprechend designt und wecken durch Branding-Elemente (z.B. Fonts, Farben, Emojis, Ton/Stil, …) einen Wiedererkennungswert für dich. Bitte nutze nicht (!) aus Bequemlichkeit einfach eine PowerPoint-Standardvorlage für deine Präsentation. Mach dir die Mühe, von selbst eine Vorlage zu erstellen, oder kauf dir eine bereits designte Vorlage bei CreativeMarket und passe sie auf deine Farben und Fonts an.
  3. Auf der letzten Seite deiner Folien (oder ggf. auch an anderen Stellen) hast du ein Foto von dir, deine Kontaktwege (mindestens E-Mail, bei Boomer-Zielgruppe am besten auch Telefonnummer!), Link zur Website und eine Kurzform was du machst. Pro-Tipp: Du kannst auch am Anfang deiner Präsentation eine Vorstellungs-Folie einbauen. Die sollte aber nur als Handout für später dienen, bitte verschwende die wertvollen Anfangsminuten deines Workshops auf keinen Fall damit, deinen Lebenslauf nachzuerzählen!

Wenn jetzt jemand deine Folien an eine Freundin weiterschickt oder gar irgendwo hochlädt, sind sie zumindest ordentlich gebrandet und führen wieder zu dir zurück. Niemand wird sich die Mühe machen, dein Logo von jeder Seite runterzuretuschieren o.ä.

Eigene Konzepte sind nicht einfach kopierbar

Falls dein Workshop nur daraus besteht, Simon Sineks Golden Circle nachzumalen, Seth Godis Analogie der lilanen Kuh nachzuerzählen und zu erklären, dass mit AIDA kein Kreuzfahrtschiff gemeint ist… Dann habe ich schlechte Nachrichten für dich: Denn natürlich kann man dann deinen Workshop einfach klauen, wenn man in seinem eigenen 0 8 15 Marketing-Workshop das gleiche macht und Sineks Circle nicht so hübsch mit PowerPoint-Bordelementen nachgebaut hat wie du.

Je mehr eigene Konzepte, Methoden, Schaubilder, Metaphern, Analogien, Übungen und Aufgaben du entwickelst, desto weniger wird das kopierbar. Denn, siehe Punkt 1: Allein aus den Folien versteht man nicht unbedingt alles. Das auch noch zu kopieren und selber als Übung oder Beispiel zu teachen, ist noch schwerer. Da muss jemand schon serious kriminielle Energie haben.

Und selbst wenn das passiert: Wenn klar ist, dass DU dir dieses Konzept ausgedacht hast, kann man es auch nicht als sein eigenes ausgeben. Sprich, niemand würde versuchen, das What-How-Why Prinzip als sein eigenes auszugeben, weil literally jeder den pixeligen Ted-Talk von Sinek gesehen hat. Das heißt: Blog darüber! Podcaste darüber! Lass dich als Expert:in in einen Podcast einladen! Verknüpf es mit dir!

Mit Folien gibst du einen Mehrwert ohne Mehrarbeit

Meiner Erfahrung nach sind sowohl Auftraggeber:innen als auch Teilnehmer:innen SEHR happy, wenn du ihnen mitteilst, dass sie die Folien im Nachgang bekommen. So können sich die TN besser konzentrieren bzw. effektivere Notizen machen. Das Exportieren und Mailen bedeuten für dich nur 3 Minuten Mehrarbeit – also quasi nix. Für die Gegenseite ist der Mehrwert aber deutlich gegeben.

Keine Enttäuschung

Manche Auftraggeber:innen erwarten von dir, dass du die Folien im Nachgang zur Verfügung stellst. Wenn du das nicht machst, wird das zu Enttäuschung und ggf. sogar Diskussionen und Streit führen. Sprich, wenn es jemand von dir erwartet, erfüllst du diese einfach nur (=neutral), wenn es nicht erwartet wird, erzeugst du eine angenehme Überraschung (=positiv!)

Raubkopien kann man immer machen

Alles, was du ins Internet stellst, kann geklaut werden. Damit musst du einfach rechnen. Wenn ich an deinem Webinar teilnehme, könnte ich mit einer Software wie OBS den Bildschirm abfilmen, oder Screenshots von deinen Folien machen. (Been there, done that.) Bei einem nicht so tech-savy Publikum ist das natürlich unwahrscheinlich, aber es KANN eh passieren. Und wenn jemand unbedingt deine Inhalte verbreiten will, dann sollen sie lieber die schöne gebrandete Version (siehe oben) nehmen, als pixelige zusammengefügte Screenshots.


Okay, ich hoffe, ich habe dich jetzt überzeugt, deine Ängste über Bord zu werfen und deine Folien zu teilen. Wenn du jetzt IMMERNOCH zögerlich bist, habe ich einen Plan B parat:

Alternative: Handout

Hier sagst du am Anfang deines Workshops bzw. wenn du danach gefragt wirst „Sie können natürlich gerne mitschreiben, aber Sie müssen nicht! Ich schiche Ihnen am Ende ein Handout mit den wichtigsten Punkten und weiterführenden Links!“. Dieses Handout ist dann eine abgespeckte Version deiner Folien. Sowas wie Linklisten kannst du alternativ auch auf deine Website verlegen, so dass du sie dort einfacher aktualisieren kannst. (Ist ja auch für die TN ein verständliches Argument!)

Stell aber vorher in deinem Angebot und im Gespräch mit deiner Auftraggeberin oder deinem Auftraggeber sicher, dass das klar ist. Wie gesagt, manche erwarten einfach die Folien und solche Missverständnisse lassen sich durch Kommunikation im Vorfeld wunderbar ausräumen.

Also, teil dein Zeug!

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