Dies ist Teil 2 einer (losen) Reihe über (meine) Geschäftsmodelle, meinen Marketing-Approach und Online-Business-Bullshit. Hier gibt es Teil 1. Stay tuned for more.
Vor ein paar Tagen sah ich via Twitter die News von Steady, dass jetzt mehr als 30 Journalist:innen und Publisher einen bezahlten Newsletter via Steady starten. (Wer Steady nicht kennt: Der Dienst ist sowas wie das deutsche Patreon und bietet seinen Publishern die Möglichkeit, Geld von Unterstützer:innen zu sammeln. Meistens basiert das auf einem Podcast, Blog, Social-Media-Auftritt o.ä., der dann auch mit Hilfe einer Steady-Paywall geschützt werden kann.)
Ich hatte die News auf Twitter gesehen und den Link mit dem Handy angeklickt. Da saß ich also da, auf meinem Bürostuhl (offensichtlich am Prokrastinieren, sonst wäre ich ja zwei Meter weiter am PC gewesen) und scrollte mich durch die lange Liste der brandneuen Newsletter:
Aha, was Neues von Teresa Bücker, die schreibt ja immer so pointiert. Aha, ein Newsletter über die Schnittmenge von Kreativität und Komplexität, klingt spannend. Oha, ein Newsletter, der gleichzeitig Workshop sein will – spannendes Format! Mh, das Profilbild kommt mir bekannt vor – ah, wahrscheinlich von Twitter. Und das auch, und das auch. Noch ein Newsletter über Internet und Medien und Social Media und Digitalstrategie und Podcasts und und und…
Katos Stream of Consciousness beim Scrollen
Ich muss es ganz ehrlich sagen: Ich war wahrscheinlich erst knapp bei der Hälfte der Liste angekommen, da fühlte ich mich schon überfordert. Ja, viele davon klangen spannend, aber welche passen wirklich zu meinne Interessen? Ich kann die ja nicht alle abonnieren, das läppert sich ja schnell. Oder? Und woher soll ich dann überhaupt die Zeit nehmen, alle zu lesen?
Ich frage mich, ob es von Steady so ein schlauer Move war, SO VIELE Newsletter gleichzeitig starten zu lassen. Was war wohl die Strategie dahinter? Macht durch Masse? Bauchladen, aka für jeden was dabei? Haben sie viele Gespräche mit potenziellen Schreiber:innen geführt und waren von ihrer eigenen Erfolgsquote überrascht?
Steady ist natürlich nicht der einzige Dienst für einen Paid Newsletter. In den USA ist Substack wohl der größte Player. Die Konkurrenz von Revue wurde kürzlich von Twitter aufgekauft und wird nun in den Kurznachrichtendienst integriert. Patreon ist unter Künstler:innen und Videomacher:innen beliebt. Wer eher Videos der anderen Art produziert, kann mit OnlyFans seinen Content monetarisieren. Und das sind nur die Tools, die eine direkte Monetarisierung erlauben. Es gibt ja noch tausende Leute, die Content produzieren und davon ausgehend dann digitale/physische/Info-Produkte oder Dienstleistungen wie Coaching, Beratung und Co anbieten. Auch dafür gibt es diverse Tool und Player, etwa Teachable (USA) oder Elopage (DE) für Onlinekurse oder Gumroad (USA) oder Digistore24 (DE) für E-Books und Co.
Es sieht so leicht aus!
Begriffe wie 1000 True Fans, Creator Economy oder Passion Economy zeigen uns: Du musst nur ein paar Leute finden, die deinen Content haben wollen, und schon kannst du mit deiner Leidenschaft Geld verdienen! Quit your day job! Lass dich von deiner Community für deine Arbeit bezahlen!
Also, nicht nur aus den Erlösen ihrer Community, sondern direkt von Substack aufs Bankkonto dieser Leute. Wer genau zu dieser Gruppe zählt, veröffentlicht die Plattform nicht. Sprich, wir sehen also, dass jede Menge Leute mit ihren Newslettern erfolgreich sind, wir wissen aber nicht, wer von denen sich seinen Erfolg selber erarbeitet hat, und wer mit einem bequemen Sicherheitskissen der Plattform ins Rennen gestartet ist.
Until Substack reveals who exactly is on its payroll, its promises that anyone can make money on a newsletter are tainted.
Bianca ‚Groschenphilosophin‘ Jankovska sieht – obwohl sie selber zu den Gutverdiener:innen der Plattform gehört – die neuen Abo-Modelle kritisch:
– der durchschnittliche steady publisher DE verdient 400€ monatlich. – ich verdiene nicht mal die Hälfte meines damaligen Festanstellungsgehalts trotz „Top Publisher Scores“ AT/DE – Menschen kündigen Abos. Jap. It’s hurts aber im dritten Jahr kann ich fast safe sagen: nothing is forever.
Da frage ich mich: Ist es nicht schlimmer, 1000 Chefs zu haben?
Confession: I tried it too.
Nicht mit einer expliziten Bezahl-mich-für-meinen-Content-Plattform wie Steady, Patreon oder OnlyFans (lol), aber ich habe das Projekt #heulnichtmachdoch ca 2018 mit dem Hintergedanken gestartet, Dienstleistungen (Mentoring, Workshops) und Produkte (eBooks, digitale Produkte) für meine Community anzubieten.
Zusammenfassung: hat nicht funktioniert. Zumindest nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Die Gründe dafür sind vielfältig:
niedrige Conversion Rates im Online-Business Game – meine Audience war/ist schlicht nicht groß genug
Produkte nicht attraktiv/ falsche Zielgruppe
ich bin eine miese Verkäuferin ??♀️
… und sicher noch mehr.
Deshalb habe ich auch seit einem Jahr gar keinen Bock mehr drauf, diese Art (ich mache Content und will euch dann einen Bonus verkaufen) weiterzumachen.
Auf meinen Kontostand hat die Entscheidung, @heulnichtmachdoch auf Eis zu legen, keinen negativen Einfluss. Im Gegenteil, durch die freigewordene Zeit habe ich viel mehr das gemacht, was wirklich Geld bringt. Angebote schreiben zum Beispiel. Dazu ein anderes Mal mehr.
Ich bin trotzdem selbstständig, aber ich monetarisiere nicht meine Audience. Nicht direkt. Mehr dazu habe ich hier geschrieben: Meine kein-Marketing-Marketingstrategie.
kommunikato: ist mein Business-Tagebuch, auf das ich mal viel und mal gar keinen Bock habe.
erzähl davon: 100% für sich selbst stehender free Content in podcast, Blog und Onlinekursen.
dc;wd: lol als ob es da was zu verkaufen gäbe
Übrigens, funktioniert gut. Wenn dir also ein Online-Business-Guru einflüstert, du müsstest eine Community aufbauen und monetarisieren, oder wenn es dir auch in den Fingern juckt, einen paid Newsletter zu starten. Geht auch ohne.
Dies ist Teil 2 einer (losen) Reihe über (meine) Geschäftsmodelle, meinen Marketing-Approach und Online-Business-Bullshit. Hier gibt es Teil 1. Stay tuned for more.
Vor ein paar Tagen sah ich via Twitter die News von Steady, dass jetzt mehr als 30 Journalist:innen und Publisher einen bezahlten Newsletter via Steady starten. (Wer Steady nicht kennt: Der Dienst ist sowas wie das deutsche Patreon und bietet seinen Publishern die Möglichkeit, Geld von Unterstützer:innen zu sammeln. Meistens basiert das auf einem Podcast, Blog, Social-Media-Auftritt o.ä., der dann auch mit Hilfe einer Steady-Paywall geschützt werden kann.)
Ich hatte die News auf Twitter gesehen und den Link mit dem Handy angeklickt. Da saß ich also da, auf meinem Bürostuhl (offensichtlich am Prokrastinieren, sonst wäre ich ja zwei Meter weiter am PC gewesen) und scrollte mich durch die lange Liste der brandneuen Newsletter:
Ich muss es ganz ehrlich sagen: Ich war wahrscheinlich erst knapp bei der Hälfte der Liste angekommen, da fühlte ich mich schon überfordert. Ja, viele davon klangen spannend, aber welche passen wirklich zu meinne Interessen? Ich kann die ja nicht alle abonnieren, das läppert sich ja schnell. Oder? Und woher soll ich dann überhaupt die Zeit nehmen, alle zu lesen?
Ich frage mich, ob es von Steady so ein schlauer Move war, SO VIELE Newsletter gleichzeitig starten zu lassen. Was war wohl die Strategie dahinter? Macht durch Masse? Bauchladen, aka für jeden was dabei? Haben sie viele Gespräche mit potenziellen Schreiber:innen geführt und waren von ihrer eigenen Erfolgsquote überrascht?
(Übrigens, no front an Steady, sie waren auch letztes Jahr beim Summit dabei!)
Steady ist natürlich nicht der einzige Dienst für einen Paid Newsletter. In den USA ist Substack wohl der größte Player. Die Konkurrenz von Revue wurde kürzlich von Twitter aufgekauft und wird nun in den Kurznachrichtendienst integriert. Patreon ist unter Künstler:innen und Videomacher:innen beliebt. Wer eher Videos der anderen Art produziert, kann mit OnlyFans seinen Content monetarisieren. Und das sind nur die Tools, die eine direkte Monetarisierung erlauben. Es gibt ja noch tausende Leute, die Content produzieren und davon ausgehend dann digitale/physische/Info-Produkte oder Dienstleistungen wie Coaching, Beratung und Co anbieten. Auch dafür gibt es diverse Tool und Player, etwa Teachable (USA) oder Elopage (DE) für Onlinekurse oder Gumroad (USA) oder Digistore24 (DE) für E-Books und Co.
Es sieht so leicht aus!
Begriffe wie 1000 True Fans, Creator Economy oder Passion Economy zeigen uns: Du musst nur ein paar Leute finden, die deinen Content haben wollen, und schon kannst du mit deiner Leidenschaft Geld verdienen! Quit your day job! Lass dich von deiner Community für deine Arbeit bezahlen!
Aber ist es wirklich so leicht? Gestern habe ich (wieder via Twitter, viva la procrastination) gelesen, dass Substack eine ausgewählte Gruppe von Newsletter-Schreiber:innen bezahlt.
Also, nicht nur aus den Erlösen ihrer Community, sondern direkt von Substack aufs Bankkonto dieser Leute. Wer genau zu dieser Gruppe zählt, veröffentlicht die Plattform nicht. Sprich, wir sehen also, dass jede Menge Leute mit ihren Newslettern erfolgreich sind, wir wissen aber nicht, wer von denen sich seinen Erfolg selber erarbeitet hat, und wer mit einem bequemen Sicherheitskissen der Plattform ins Rennen gestartet ist.
Bianca ‚Groschenphilosophin‘ Jankovska sieht – obwohl sie selber zu den Gutverdiener:innen der Plattform gehört – die neuen Abo-Modelle kritisch:
Da frage ich mich: Ist es nicht schlimmer, 1000 Chefs zu haben?
Confession: I tried it too.
Nicht mit einer expliziten Bezahl-mich-für-meinen-Content-Plattform wie Steady, Patreon oder OnlyFans (lol), aber ich habe das Projekt #heulnichtmachdoch ca 2018 mit dem Hintergedanken gestartet, Dienstleistungen (Mentoring, Workshops) und Produkte (eBooks, digitale Produkte) für meine Community anzubieten.
Zusammenfassung: hat nicht funktioniert. Zumindest nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Die Gründe dafür sind vielfältig:
Deshalb habe ich auch seit einem Jahr gar keinen Bock mehr drauf, diese Art (ich mache Content und will euch dann einen Bonus verkaufen) weiterzumachen.
Auf meinen Kontostand hat die Entscheidung, @heulnichtmachdoch auf Eis zu legen, keinen negativen Einfluss. Im Gegenteil, durch die freigewordene Zeit habe ich viel mehr das gemacht, was wirklich Geld bringt. Angebote schreiben zum Beispiel. Dazu ein anderes Mal mehr.
Ich bin trotzdem selbstständig, aber ich monetarisiere nicht meine Audience. Nicht direkt. Mehr dazu habe ich hier geschrieben: Meine kein-Marketing-Marketingstrategie.
Übrigens, funktioniert gut. Wenn dir also ein Online-Business-Guru einflüstert, du müsstest eine Community aufbauen und monetarisieren, oder wenn es dir auch in den Fingern juckt, einen paid Newsletter zu starten. Geht auch ohne.
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