Im letzten Beitrag ging es um meine Lektüreauswahl für ein Uni-Seminar. Die verschiedenen Bücher zu überfliegen hat in mir den Wunsch geweckt, diese nochmal in Ruhe zu lesen und zu Book Notes zu verarbeiten. Den Start macht The Working Woman’s Handbook von Phoebe Lovatt. Der Untertitel fasst das Buch ganz gut zusammen: Ideas, Insights and Inspiration for a Successful Creative Career.
Mein Amazon-Bestellverlauf verrät mir, dass ich das Buch am 13. Mai 2018 gekauft habe – also ist die erste Leserunde fast zwei Jahre her. Damals war ich seit ein paar Wochen mit meinem Master fertig, habe 2-3 Tage die Woche in einer Agentur gearbeitet und die restliche Zeit mit freiberuflichen Aufträgen und dem Aufbau von Heul nicht, mach doch! verbracht. Mein Ziel war es, nach Auslaufen des Agenturvertrags „vollzeit“ selbstständig zu werden. (Spoiler Alert: Habe ich knapp ein Jahr danach geschafft.) Dementsprechend war The Working Woman’s Handbook thematisch genau richtig, aber nicht der erste und letzte Content, den ich mir damals zum Thema Selbstständigkeit zu Gemüte geführt habe.
Ein Buch über Creative Careers – ganz schön breit gefächert, oder?
Phoebe Lovatt ist Journalistin, Autorin, Moderatorin und Medienschaffende. Es wäre für sie einfach und bequem, das Buch für eine Zielgruppe zu schreiben, die eine ähnliche Karriere als Freelancerin/Solo-Selbstständige anstrebt. Man merkt aber, dass sie viel Mühe gibt, neben Freelancing auch andere Karrierewege einzuschließen: Als Angestellte in einem Unternehmen oder als Gründerin eines eigenen Unternehmens oder Start-ups.
Außerdem bringen die Interviews mit erfolgreichen Frauen aus verschiedenen Branchen (Journalismus, Design, Gastro, Kunst, Sport) noch jede Menge Diversität rein. Aber apropos, ich muss wahrscheinlich erstmal was über den Aufbau des Buches sagen:
Handbuch, Workbook, Geschichtenbuch?
Obwohl das Buch sich selber ja als Handbook bezeichnet, geht es über ein normales Nachschlagwerk oder eine Anleitung hinaus. Der Hauptteil sind dicht aufbereitete Informationen zu verschiedenen Themen von Gründung und Networking bis hin zu Produktivität und Work-Life-Balance. Diese Seiten bestehen aus weißem Papier. Dazu gibt es verschiedene blaue Seiten mit Übungen, Checklisten und Arbeitsblättern. Zwischen den Kapiteln befinden sich auf rosa Papier gedruckte Interviews und Stories verschiedener Frauen. Es sind keine klassischen Interviews mit Fragen und Antwort, sondern eher kondensierte Statements zu verschiedenen Themen, die das Gefühl vermitteln, dass Phoebe sich mit jeder der Frauen bei einem guten Kaffee (oder einem Glas Wein) stundenlang unterhalten und im Anschluss jeweils die Essenz herausgearbeitet hat.
Der inhaltliche Teil umfasst fünf Kapitel:
The Legwork (Mindset, den eigenen Weg finden, Vision)
Work it! (Business-Mindset, Marketing, Networking)
Make it Work (Gehalt/Honorar, Budgets)
Work Well (Kreativität, Geduld)
Working on 100 (Produktivität, Self-Care, Work-Life-Balance)
So dicht, dass es schon banal wird?
Essenz, dicht, kondensiert: Diese Assoziationen gibt mir das Buch immer wieder. Wichtige Themengebiete werden mal eben auf einer Doppelseite untergebracht. Ich glaube, es wäre kein Problem, mit ein paar Ausführungen oder Beispielen den Inhalt des Buchs auf einen dreifachen Umfang auszubauen. Aber mein Gefühl sagt mir, dass das dem Buch auch den Charme genommen hätte. Im Gegensatz zu vielen Business-Büchern, die sich auf einen Grundgedanken, eine These oder eine Methode fokussieren und das durchkauen (hust, hust Essentialism) werden hier Themen fünf Bereichen flott zusammengefasst. Von der Entscheidung, welcher Career Path etwas für mich ist (Freelancing, Job, Gründung) über praktische Themen wie Budgeting, Preisverhandlungen und Zeitmanagement bis zur grundsätzlichen Frage, wie man Arbeit und den Rest des Lebens miteinander vereinbaren kann.
Wer die Tipps nur überfliegt, könnte sie daher für banal halten. Ab und zu stimme ich da zu, z.B. Seite 73 „How to negotiate“: Ein-Satz-Tipps wie „Do stand your ground“ oder „Don’t be afraid to turn down a job if you feel the money isn’t right“ brauchen dann doch ein bisschen mehr Kontext, um einen Mindshift zu verursachen. Beim Großteil des Buches denke ich aber, dass es eine fantastische Grundlage bietet, um vieles schonmal gehört zu haben und sich dann davon ausgehend weiter zu informieren, wenn es ans Eingemachte geht.
Wichtiger als der Inhalt: Der Ton des Buchs
An dieser Stelle baue ich nochmal den Screenshot ein, den ich neulich schon benutzt habe, um das Buch zu beschreiben:
Wer auf esoterische „Schick deine Wünsche ans Universum und manifestiere 10.000€ auf dein Konto“ Mantren oder Mainstream-Girlboss-Sprüche alá „Be the CEO your mom wanted you to marry“ steht, wird hier nicht fündig. (Durch das durchdachte Layout ist das Buch 100% instagrammable, versteh mich nicht falsch, aber diese shareable Girlboss-Quotes gibt’s hier nicht.)
Phoebes Handbuch ist super inspirierend und gleichzeitig realistisch. Es romantisiert anspruchsvolle Jobs, Freelancing oder Selbstständigkeit nicht, im Gegenteil. Hier ein Zitat aus dem Kapitel Work/Life:
Can you have it all? The rewarding career, close family, optimal health, beautiful home, robust finances, fulfilling friendships and enriching spiritual and intellectual life that you crave? Maybe. Let’s hope so. But you almost certainly can’t have it all at once.
The Working Woman’s Handbook, S. 149
Damit findet The Working Woman’s Handbook einen schönen Mittelweg zwischen Six-Figure-Girlboss-Messaging und Struggle Porn. Es ruft dazu auf, sich darüber Gedanken zu machen, wie man arbeiten möchte und was Erfolg für einen persönlich bedeutet. Es sagt: Ja, es ist viel Arbeit. Ja, du wirst Tätigkeiten machen müssen, die dir nicht so liegen. Ja, du wirst Rückschläge und Durststrecken haben. Aber es ist möglich, sich seine eigene kreative Karriere so zu gestalten, wie man sie haben möchte.
Besondere Inspiration bringen dabei die bereits erwähnten Interview-Kapitel mit insgesamt 15 Frauen. Diese sind nämlich sehr unterschiedlich. Nicht nur in Jobbezeichnung und Branche, sondern auch in der Art. Manche bieten Identifikationspotential, andere findet man nicht so sympathisch. Manche streben an, als Solo-Selbstständige bequem leben zu können. Andere haben das Ziel, ein Multi-Million-Pound-Business aufzubauen. Die Anekdoten, die in wenigen Sätzen zusammengefasst werden, wirken wie ein Beweis, dass die Ratschläge aus dem Handbook-Teil richtig und wichtig sind.
„Es ist möglich. Du kannst das machen, wenn du es machen willst.“ Die Message mag ich sehr und mir wurde schon öfter gesagt, dass ich diese Message auch bei meinen hnmd-Mentees erzeuge.
Ich würde The Working Woman’s Handbook auf jeden Fall für alle Frauen empfehlen, die diese Message gerade hören müssen. Damit meine ich insbesondere junge Frauen im Studium oder am Ende des Studiums, die sich über ihre Möglichkeiten klar werden und ihre eigene Vision entwickeln müssen. (So wie ich vor zwei Jahren, da kam das Buch für mich zum richtigen Zeitpunkt!)
Lovatt, Phoebe (2017): The Working Woman's Handbook. Prestel.
Im letzten Beitrag ging es um meine Lektüreauswahl für ein Uni-Seminar. Die verschiedenen Bücher zu überfliegen hat in mir den Wunsch geweckt, diese nochmal in Ruhe zu lesen und zu Book Notes zu verarbeiten. Den Start macht The Working Woman’s Handbook von Phoebe Lovatt. Der Untertitel fasst das Buch ganz gut zusammen: Ideas, Insights and Inspiration for a Successful Creative Career.
Mein Amazon-Bestellverlauf verrät mir, dass ich das Buch am 13. Mai 2018 gekauft habe – also ist die erste Leserunde fast zwei Jahre her. Damals war ich seit ein paar Wochen mit meinem Master fertig, habe 2-3 Tage die Woche in einer Agentur gearbeitet und die restliche Zeit mit freiberuflichen Aufträgen und dem Aufbau von Heul nicht, mach doch! verbracht. Mein Ziel war es, nach Auslaufen des Agenturvertrags „vollzeit“ selbstständig zu werden. (Spoiler Alert: Habe ich knapp ein Jahr danach geschafft.) Dementsprechend war The Working Woman’s Handbook thematisch genau richtig, aber nicht der erste und letzte Content, den ich mir damals zum Thema Selbstständigkeit zu Gemüte geführt habe.
Ein Buch über Creative Careers – ganz schön breit gefächert, oder?
Phoebe Lovatt ist Journalistin, Autorin, Moderatorin und Medienschaffende. Es wäre für sie einfach und bequem, das Buch für eine Zielgruppe zu schreiben, die eine ähnliche Karriere als Freelancerin/Solo-Selbstständige anstrebt. Man merkt aber, dass sie viel Mühe gibt, neben Freelancing auch andere Karrierewege einzuschließen: Als Angestellte in einem Unternehmen oder als Gründerin eines eigenen Unternehmens oder Start-ups.
Außerdem bringen die Interviews mit erfolgreichen Frauen aus verschiedenen Branchen (Journalismus, Design, Gastro, Kunst, Sport) noch jede Menge Diversität rein. Aber apropos, ich muss wahrscheinlich erstmal was über den Aufbau des Buches sagen:
Handbuch, Workbook, Geschichtenbuch?
Obwohl das Buch sich selber ja als Handbook bezeichnet, geht es über ein normales Nachschlagwerk oder eine Anleitung hinaus. Der Hauptteil sind dicht aufbereitete Informationen zu verschiedenen Themen von Gründung und Networking bis hin zu Produktivität und Work-Life-Balance. Diese Seiten bestehen aus weißem Papier. Dazu gibt es verschiedene blaue Seiten mit Übungen, Checklisten und Arbeitsblättern. Zwischen den Kapiteln befinden sich auf rosa Papier gedruckte Interviews und Stories verschiedener Frauen. Es sind keine klassischen Interviews mit Fragen und Antwort, sondern eher kondensierte Statements zu verschiedenen Themen, die das Gefühl vermitteln, dass Phoebe sich mit jeder der Frauen bei einem guten Kaffee (oder einem Glas Wein) stundenlang unterhalten und im Anschluss jeweils die Essenz herausgearbeitet hat.
Der inhaltliche Teil umfasst fünf Kapitel:
So dicht, dass es schon banal wird?
Essenz, dicht, kondensiert: Diese Assoziationen gibt mir das Buch immer wieder. Wichtige Themengebiete werden mal eben auf einer Doppelseite untergebracht. Ich glaube, es wäre kein Problem, mit ein paar Ausführungen oder Beispielen den Inhalt des Buchs auf einen dreifachen Umfang auszubauen. Aber mein Gefühl sagt mir, dass das dem Buch auch den Charme genommen hätte. Im Gegensatz zu vielen Business-Büchern, die sich auf einen Grundgedanken, eine These oder eine Methode fokussieren und das durchkauen (hust, hust Essentialism) werden hier Themen fünf Bereichen flott zusammengefasst. Von der Entscheidung, welcher Career Path etwas für mich ist (Freelancing, Job, Gründung) über praktische Themen wie Budgeting, Preisverhandlungen und Zeitmanagement bis zur grundsätzlichen Frage, wie man Arbeit und den Rest des Lebens miteinander vereinbaren kann.
Wer die Tipps nur überfliegt, könnte sie daher für banal halten. Ab und zu stimme ich da zu, z.B. Seite 73 „How to negotiate“: Ein-Satz-Tipps wie „Do stand your ground“ oder „Don’t be afraid to turn down a job if you feel the money isn’t right“ brauchen dann doch ein bisschen mehr Kontext, um einen Mindshift zu verursachen. Beim Großteil des Buches denke ich aber, dass es eine fantastische Grundlage bietet, um vieles schonmal gehört zu haben und sich dann davon ausgehend weiter zu informieren, wenn es ans Eingemachte geht.
Wichtiger als der Inhalt: Der Ton des Buchs
An dieser Stelle baue ich nochmal den Screenshot ein, den ich neulich schon benutzt habe, um das Buch zu beschreiben:
Wer auf esoterische „Schick deine Wünsche ans Universum und manifestiere 10.000€ auf dein Konto“ Mantren oder Mainstream-Girlboss-Sprüche alá „Be the CEO your mom wanted you to marry“ steht, wird hier nicht fündig. (Durch das durchdachte Layout ist das Buch 100% instagrammable, versteh mich nicht falsch, aber diese shareable Girlboss-Quotes gibt’s hier nicht.)
Phoebes Handbuch ist super inspirierend und gleichzeitig realistisch. Es romantisiert anspruchsvolle Jobs, Freelancing oder Selbstständigkeit nicht, im Gegenteil. Hier ein Zitat aus dem Kapitel Work/Life:
Damit findet The Working Woman’s Handbook einen schönen Mittelweg zwischen Six-Figure-Girlboss-Messaging und Struggle Porn. Es ruft dazu auf, sich darüber Gedanken zu machen, wie man arbeiten möchte und was Erfolg für einen persönlich bedeutet. Es sagt: Ja, es ist viel Arbeit. Ja, du wirst Tätigkeiten machen müssen, die dir nicht so liegen. Ja, du wirst Rückschläge und Durststrecken haben. Aber es ist möglich, sich seine eigene kreative Karriere so zu gestalten, wie man sie haben möchte.
Besondere Inspiration bringen dabei die bereits erwähnten Interview-Kapitel mit insgesamt 15 Frauen. Diese sind nämlich sehr unterschiedlich. Nicht nur in Jobbezeichnung und Branche, sondern auch in der Art. Manche bieten Identifikationspotential, andere findet man nicht so sympathisch. Manche streben an, als Solo-Selbstständige bequem leben zu können. Andere haben das Ziel, ein Multi-Million-Pound-Business aufzubauen. Die Anekdoten, die in wenigen Sätzen zusammengefasst werden, wirken wie ein Beweis, dass die Ratschläge aus dem Handbook-Teil richtig und wichtig sind.
„Es ist möglich. Du kannst das machen, wenn du es machen willst.“ Die Message mag ich sehr und mir wurde schon öfter gesagt, dass ich diese Message auch bei meinen hnmd-Mentees erzeuge.
Ich würde The Working Woman’s Handbook auf jeden Fall für alle Frauen empfehlen, die diese Message gerade hören müssen. Damit meine ich insbesondere junge Frauen im Studium oder am Ende des Studiums, die sich über ihre Möglichkeiten klar werden und ihre eigene Vision entwickeln müssen. (So wie ich vor zwei Jahren, da kam das Buch für mich zum richtigen Zeitpunkt!)
Das könntest du auch spannend finden: