Wie ich innerhalb von 48 Stunden einen Online-Summit auf die Beine gestellt habe

In Krisenzeiten still rumzusitzen ist nicht mein Ding. Beziehungsweise – von außen könnte es so aussehen, wenn ich 16 Stunden am Stück am Computer sitze und „nur“ in die Tasten haue. Tatsächlich ist während der letzten Tage sehr, sehr viel passiert. In diesem Beitrag möchte ich aufschreiben, was in den letzten sieben Tagen passiert ist. Von der Idee einer Sprechstunde für vom Coronavirus betroffene Selbstständige bis zur Organisation eines Summits mit (Stand 21.03.) fast 500 Teilnehmer*innen: #dontcancelgodigital

Der Start: Eine Sprechstunde für Selbstständige

Am 12. März schrieb mir die befreundete Kommunikationsberaterin Sarah Schäfer (@mehrgutezeit) eine Nachricht mit einem Vorschlag: Sie wolle gerne eine Sprechstunde für Selbstständige anbieten, um mit Menschen zu überlegen, wie sie ihr Business ganz oder in Teilen auf online umstellen können – ob ich mitmache? Na klar! Via Twitter und Instagram erzählten wir von unserem Angebot, fanden natürlich sehr schnell Interessierte – aber auch Leute, die sich vorstellen können, ebenfalls als Berater*in mitzuarbeiten.

Eine PR-Expertin aus meinem Netzwerk erzählte, dass sie bereits pro bono zu einer Crowdfunding-Kampagne beraten hat und da auch gerne ihr Wissen weitergibt. Tja, und damit war sie geboren, die…

Idee eines Summits

Sprechstunden sind für eine Handvoll Leute super, weil man sehr intensiv und personalisiert auf sie eingehen kann. Aber wie wäre es, wenn fähige Leute aus unserem Netzwerk zu jeweils „ihrem“ Thema ein Webinar mit grundlegenen Informationen, Ersten Schritten und Co teilen?

In meinem Kopf ratterte es und ich stellte alle möglichen Infos zusammen:

  • Wer ist die Zielgruppe?
  • Wer würde mitmachen?
  • Welche Themen sind gefragt?
  • Wie löst man das technisch und organisatorisch?
  • Kriegen Sarah und ich das hin?

Leider war ich übers Wochenende selber nicht sonderlich fit. Ja, Grippesymptome, und nein, ich weiß mangels Test nicht, ob es COVID-19 war/ist ? Ich habe auf jeden Fall beschlossen, für 14 Tage die Wohnung nicht zu verlassen und war dementsprechend umso mehr gewillt, meine Zeit in diesen Summit zu stecken.

Am Sonntag telefonierten Sarah und ich. Ich schlug ihr vor, den Summit mit Hilfe der Software HeySummit zu organisieren. Damit hatte ich bereits letztes Jahr bei meiner Summer School gearbeitet und wusste um die Möglichkeiten und Limitationen. Sarah war an Bord und hatte auch schon einige gute Netzwerkkontakte für den Summit angefragt.

Summit-Orga 101

Eigentlich würde man so einen Summit lange und vernünftig planen. Eigentlich. Wenn man aber nur ein paar Stunden Zeit hat, sind das hier die wichtigsten Schritte:

  1. Ein Mini-Branding mit einem Namen, Farbe(n), kurzen Info-Texten festlegen.
  2. Einen Workflow für die Zusammenarbeit mit anderen erschaffen – in diesem Fall ein Formular zum Einreichen von Session-Vorschlägen für potentielle Speaker*innen
  3. Das Schreiben eines Infotext für Speaker*innen, damit diese wissen, worauf sie sich einlassen, was sie vorbereiten sollen und was der Ablauf ist. (Merke: je besser dieser Text geschrieben und je aufmerksamer die Speaker*innen, desto weniger Rückfragen.)
  4. Das Anlegen der technischen Infrastruktur – in diesem Fall mit HeySummit und zwei Zoom-Accounts (im Pro-Plan mit Webinar-Addon).
  5. Nicht zwingend notwendig, aber hilfreich: Eine eigene E-Mail-Adresse nur für dieses Projekt.

Bei Bedarf kann ich demnächst mehr dazu schreiben, wie genau das Setup in HeySummit funktioniert. Solange verweise ich auf meine Reflexions-Podcastfolge nach meinem 2019er-Online-Event (Heul nicht, mach doch! Podcast, Folge 90) und die Folge #machdoch ’ne Online-Konferenz (Folge 94).

Stand 21. März: Aktuell haben wir 470 vollständige Anmeldungen, rund 100 unvollständige Anmeldungen, 31 Sessions (davon 29 live) und 31 Speaker*innen. Die Laufzeit ist erstmal auf 17. bis 27. März festgelegt – mit Option auf Verlängerung. Sarah und ich teilen uns die Moderation der Webinare untereinander auf und haben auch eine dritte Moderatorin (Tabea) ins Boot holen können. Die Softwarekosten in Höhe von 50€ hat netterweise eine Teilnehmerin gesponsort.

Falls ihr euch fragt, was Sarah und ich so zu tun haben, hier unsere Liste an Behind-the-scenes-Aufgaben:

  • Kommunikation mit Speaker*innen
  • Techniktest/Vorbereitung mit Speaker*innen
  • Einpflegen der Webinarinformationen in HeySummit
  • Absagen an Speaker*innen mit unpassenden Session-Vorschlägen
  • Moderation der Sessions
  • Aufzeichnungen hochladen und Replay-Links in HeySummit einpflegen
  • Vorbereitung unserer eigenen Sessions (ich habe eine gehalten, Sarah sogar zwei)

Die Timeline:

Um der clickbaity Headline dieses Beitrags gerecht zu werden – hier die Timeline des Summits:

  • Ende KW11: Idee zur Online-Sprechstunde
  • 13./14. März: erste Idee, das als Summit anzulegen. Gespräche mit möglichen Speaker*innen aus dem Netzwerk.
  • 15. März: Entscheidung: Yo, wir machen das. Setup der Plattform. Info über Instagram.
  • 16. März: Finalisierung des Setups. Freischaltung der Seite. Werbung via Social Media + Netzwerk.
  • 17. März: die ersten beiden Sessions finden statt.

Also, nein, es ist nicht ALLES in 48 Stunden passiert. Aber zumindest der Aufbau der Plattform, das Aktivieren von Speaker*innen, das Einpflegen der Infos und schließlich die Freischaltung für alle. Und das ist doch verdammt viel für zwei Tage, oder?!

Mein eigenes Webinar: How to Webinar #meta

Apropos… Ich habe im Rahmen des Webinars natürlich auch eine Session angeboten. Ursprünglich sollte es um Online-Programme/Online-Workshops gehen, aber dann hat sich eine Speakerin angemeldet, die auch auf das Thema spezialisiert hat. Meinem Webinar habe ich dann den Arbeitstitel „Tipps für dein erstes Webinar“ verpasst und es auf den ersten Tag vorgezogen.

Für dieses Webinar habe ich mir als Zielgruppe Leute überlegt, die bisher noch nicht viel online gemacht haben. Am Vorabend habe ich mir überlegt, welche Tipps ich solchen Webinar-Neulingen auf den Weg geben will, und diese in Form einer Liste aufgeschrieben. Die Folien und die finale Reihenfolge habe ich dann erst am Dienstagvormittag erstellt – zwei Stunden vor Start der Session. Unter Druck entstehen Diamanten, gell?! ??

Meine Folien habe ich hier auf LinkedIn verlinkt. Den Link zur Aufzeichnung (Video) gebe ich auch gerne raus. Schreibt mir einfach bei Insta oder Twitter.

Thank god the tech works

Je höher die Anzahl an registrierten Teilnehmer*innen steigt, desto mehr bin ich froh, dass technisch alles soweit ganz gut läuft und mich nur sehr wenig Mails mit Nachfragen oder Fehlermeldungen erreichen.

Das heißt nicht, dass alles Technische zu 100% glatt läuft. HeySummit lässt sich leider nicht vollständig übersetzen und bei den E-Mails habe ich es ehrlich gesagt gar nicht erst versucht. HeySummit sendet E-Mails für jeden Pups (nach der Anmeldung, tägliche Übersicht, mehrere Reminder pro Talk, Replay Links…) und so landet so manche Autoresponder-Mail oder Mailer-Demon-jemand-hat-sich-mit-googlemail-punkt-con-statt-com-angemeldet-Mail in meinem Postfach und muss dann wegsortiert werden.

What have I done?

So sehr ich mich darüber freue, dass das Angebot so gut angenommen wird und sich wie von alleine weiterverbreitet (vermutlich geteilt durch die Speaker*innen und Teilnehmer*innen) – zwischendurch frage ich mich auch:

  • Kann ich allen Leuten vertrauen, die eine Session anbieten? Unter den Speaker*innen sind mittlerweile viele Leute, die ich gar nicht persönlich kenne. Ich gebe ihnen eine Plattform unter meinem Namen. Was, wenn da eine Person aus ihrer Session eine plumpe Werbeveranstaltung für ihre eigenen Dienstleistungen macht und gar keinen „Mehrwert“ liefert?
  • Was, wenn sich jetzt noch mehr Leute anmelden und ich von Support-E-Mails überflutet werde?
  • Ist das Angebot überhaupt sinnvoll? Sollten wir uns bemühen, andere Themen in den Summit zu holen? Bringt das überhaupt was?
  • Was „bringt“ mir das, hier zwei Wochen lang sehr viel Zeit und Energie zu investieren? Ganz ehrlich: Für mich ist die Coronakrise auch wirtschaftlich eine Herausforderung und womöglich wäre es schlauer, jetzt auch an konkreten Online/Remote-Angeboten zu arbeiten, die Aufträge für die nächsten Wochen bringen.

Soweit meine Gedanken und Erfahrungen aus den letzten sieben Tagen #dontcancelgodigital. Wenn der Summit vorbei ist, schreibe ich bestimmt nochmal meine Learnings auf.

Danke an Sarah, Tabea und alle anderen, die bei diesem Event mitwirken. ? Kato

Comments (1)

  1. Pinkback: Online-Summit: don't cancel, go digital! - dc;wd

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