Wie viel Zeit gibst du dir, um dich und deine Projekte zu etablieren?

Dieser Gedanke kam mir vorhin, als ich an einem Ladengeschäft in meiner Nachbarschaft vorbeilief. Im Schaufenster hängt leider nur noch ein „Zu-Vermieten“-Schild.

Vor ein paar Jahren war dort ein Burgerladen, der leider wegen irgendwelchen baurechtlichen Sachen schließen musste. Dann folgte ein Dönerladen, bei dem es nicht mal Falafel gab. (RIP für mich als Vegetarierin 💀) Igendwann kam dann wieder Bewegung rein: Junge Leute renovierten den Laden und ich war voller Hoffnung auf einen neuen, coolen Foodspot.

Als der Laden dann irgendwann eröffnet war, kam ich nicht dazu, ihn auszuprobieren. Denn immer wenn ich abends dort vorbeispazierte, war der Laden schon zu; einmal wollte ich mich mittags dort umschauen, doch es wimmelte vor Schüler:innen (Mittagspause Primetime) und ich bin sofort wieder raus.

Nervigerweise hatte der Laden weder eine Website, noch einen Google-Maps-Eintrag. Ich konnte mich also nicht über die Öffnungszeiten und das Angebot informieren. (Ja, ich bin so eine Person, die die Speisekarte studiert, bevor sie zu einem neuen Restaurant geht…) Ein paar Monate später war meine Chance vertan: Der Laden war wieder dicht und die Werbeplakate von einer Immobilienfirma zeigen, dass dieses Kapitel geschlossen ist.

Ein Jahr Geduld

Ich habe irgendwann mal aufgeschnappt – ich weiß leider nicht mehr wo – dass man neuen Projekten ein Jahr lang eine Chance geben soll.

Ein Jahr Arbeit. Ein Jahr Sichtbarkeit. Ein Jahr, damit Menschen verstehen, worum es dabei geht.

ch weiß nicht, ob es dafür irgendeine wissenschaftliche Quelle gibt, ob das mal irgendwie ✨erforscht ✨ wurde oder ob das einfach nur eine Faustregel von dieser Person war.

Und ich verstehe, dass man bei einem physischen Laden, wo man Miete und Löhne und Co bezahlen muss, schwieriger „halt einfach noch ein paar Monate durch!“ sagen kann als bei einem (Side Hustle) Online-Business, einem Content-Kanal oder einem Passion Project.

Ich glaube aber nach wie vor an diese Ein-Jahr-Regel.

Ich war nicht immer so geduldig…

Es ist gut, dass ich da mittlerweile dran glaube und diese 1-Jahr-Regel verinnerlicht habe, denn früher war ich selber total ungeduldig. Wenn ich früher eine Idee hatte/ irgendwas machen wollte/ eine Produkt- oder Workshop-Idee hatte/ eine Content-Idee… dann wollte ich es immer SOFORT umsetzen.

Und wenn ich damit konfrontiert war, dass das *jetzt* nicht ginge und ich es in ein paar Wochen oder in ein paar Monaten einplanen sollte, dann habe ich sofort die Lust daran verloren.

Grundsätzlich ist es ja sehr cool, wenn man so einen Flow verspürt. Dieses Gefühl von Inspiration. Das Kribbeln. Es „juckt in den Fingern“, direkt in Aktion zu gehen. Super Gefühl, 10/10. Aber nicht nachhaltig.

Bin ich einfach nur alt und langweilig geworden? Oder woran liegt es, dass es mir mittlerweile eher gelingt, Geduld zu haben und langfristiger zu denken?

Empathie für die (Un-)Flexibilität anderer

Und unabhängig davon, wie es mir selber damit geht: Ich müssen auch bedenken, dass die meistne Menschen langfristig denken wollen oder müssen. (Kinderbetreuungszeiten, Budget, andere Projekte, dies das.) Ich bin sowohl im Privaten wie im Business sehr unabhängig und lean unterwegs; und das ist nicht die Regel.

Ein Jahr, bis die Menschen das Angebot ‚kennen‘

Ein Beispiel dafür: Anfang des Jahres habe ich mit ein paar Leuten gesprochen, die sich für den Microcontent Sprint interessieren. Ich wollte schauen, wer von ihnen im Frühjahr dabei sein will. Und mehrere Personen haben mir dann geschrieben: „ich bin dann lieber in der Herbstrunde dabei!“ Ganz selbstverständlich, als wäre es für sie schon glasklar, dass es eine Herbstrunde geben wird und dass sie dann dort dabei sein können. Das war für sie klarer als für mich, ganz ehrlich.

Aber die Leute hatten wohl mich und mein Projekt beobachtet, und sind davon ausgegangen, dass es alle paar Monate eine neue Runde geben wird. Das Gute in dem Fall: Die Personen haben es mir gesagt. Wenn sie das nur gedacht hätten, wüsste ich gar nicht, dass es auf der „Wunschliste“ steht. Im Worst Case hätte ich das Angebot aufgrund vermeintlich mangelnder Nachfrage wieder gecancelt oder stark umgebaut.

Da ich weiß, dass mehrere Leute im Herbst Bock auf den Sprint haben, kann ich den jetzt mit mehr Gelassenheit planen.

Vorsatz: Planen, aber Raum für Magie lassen

Ich will nicht sagen, dass ich die Geduld und Planungssicherheit in Person bin. Manchmal habe ich immer noch dieses Kribbeln, dass ich etwas einfach jetzt etwas machen möchte. Aber ich denke, ich bin auf einem guten Weg dahin, eine Balance zu finden zwischen (a) Spontaneität, Flexibilität und neuen Ideen und (b) gleichzeitig einer Beständigkeit, mit der meine Kund:innen in spe auch planen können.

Meine Frage an euch: welche Sachen macht ihr erst seit ein paar Wochen oder Monaten, wo ihr noch mehr Geduld braucht, damit die Leute es wirklich verstanden haben? Und andersrum, welche Sachen wollt ihr etablieren? Welche Sachen solltet ihr jetzt schon in die Welt schicken (vielleicht auch in einer Beta-Version…), damit der 1-Jahr-Timer anfangen kann, zu ticken?

Wenn du es mir verraten möchtest, schreib mir sehr gern bei Instagram oder Mail 🙂

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